Hamburg, 08.10.2024 – Am Freitagabend öffneten sich die Türen der Barclays Arena für ein Konzert, das für viele der Anwesenden mehr als nur ein musikalisches Ereignis war. Nick Cave & The Bad Seeds lieferten eine Performance ab, die das Publikum auf eine tiefe emotionale Reise mitnahm.
1983 gründete Nick Cave – der zu dieser Zeit in Berlin wohnte – die Band The Bad Seeds, mit denen er bisher 18 Studioalben sowie mehrere Singles veröffentlichte. Ihr bekanntester Song ist das 1995 erschienene Duett „Where the Wild Roses Grow“ mit der Sängerin Kylie Minogue. Angeführt von dem australischen Sänger und Songwriter bestehen die Bad Seeds seit Jahrzehnten aus wechselnden Musikern. Mit ihrem neuen Album „Wild God“ ist die Band nun auf Europa-Tour und präsentiert die neuen Songs.
© Nordevents – Nick Cave & The Bad Seeds
Unter lautem Applaus wurden die Musiker um 20.30 Uhr von ihren Fans auf die Bühne gerufen. Im grauen Anzug, mit Krawatte und nach hinten pomadierten Haaren, begrüßte Nick Cave das Hamburger Publikum und eröffnete mit dem neuen Song „Frogs“ den Konzertabend. Nur wenige Minuten vergingen, bis der charismatische Sänger den Weg Richtung Publikum einschlug und von links nach rechts über den Bühnenrand sprintete, der unmittelbar an der ersten Reihe grenzte. Dabei suchte Cave stets die Nähe zu seinen Fans und lehnte sich auf ihre ausgereckten Hände.
Während die Sitzplätze in der Arena überwiegend besetzt waren, blieb im Innenraum noch etwas Bewegungsfreiheit. Allerdings verfiel die stehende Menge nur selten in Ekstase und auch auf den Sitzplätzen zeigte sich eher eine ruhige, extrem kultivierte Begeisterung. Das Set war ein geschickter Wechsel zwischen melancholischen Balladen und explosiven Momenten voller Verzweiflung und Hoffnung. Spätestens, als der vierköpfige Gospelchor einsetzte, während Cave am Piano saß, wurden im Publikum die ersten Taschentücher hervorgekramt. Die Emotionen im Raum waren nicht nur spürbar. Man sah regelrecht bei jedem Song, was der Sänger fühlte – was eine unbeschreibliche Atmosphäre im Raum auslöste. Seine Stimme schien die Wände mühelos zu durchdringen und die Herzen der Zuhörer direkt zu erreichen.
Eine Achterbahnfahrt der emotionen
Doch es war nicht nur die Musik, die diesen Abend so besonders machte, auch die Art, wie Cave das Publikum immer wieder ansprach. Während er seine Lebensgeschichten musikalisch vortrug, schaute er seinen Fans direkt in die Augen – als wolle er sagen, dass wir alle gemeinsam durch die Höhen und Tiefen des Lebens gehen. Besonders bewegend war die intime Stille, die nach „I Need You“ im Saal herrschte; ein Lied, das vor allem von Caves persönlichem Verlust und Schmerz geprägt ist. Es schien, als hielte der ganze Raum den Atem an, überwältigt von der Tragweite dieser Gefühle.
Nach “White Elephant” verabschiedete sich die Band unter tosendem Applaus von der Bühne – doch das gedämpfte Licht versprach noch eine Zugabe und so traten die Musiker nach wenigen Minuten zurück ins Rampenlicht. Auf noch vier weitere Songs, darunter der Publikumsliebling “Weeping Song”, durften sich die Fans freuen, bis das zweieinhalbstündige Konzert dann wirklich sein Ende nahm. The Bad Seeds begeisterten von Anfang bis Ende und schufen ein einmaliges Konzerterlebnis, das jeder unbedingt mal erlebt haben sollte.