Wer hat hier schlechte Laune?

Christian Habeck

Bremen, 10.04.2024 – Was für eine Nacht voller Erinnerungen! Gestern, in Begleitung von 1440 anderen musikalischen Enthusiasten, erlebte ich im ausverkauften Bremer Metropol Theater ein äußerst beeindruckendes Konzert. Max Raabe und sein Palast Orchester boten eine Performance, die faszinierend war. Die Tour mit dem Titel „Wer hat hier schlechte Laune“ versprach viel und hielt es auch. Am Ende des Abends konnte wohl niemand behaupten, schlechte Laune zu haben.

Das Konzert begann mit Stücken aus ihrem aktuellen Album, aber auch ältere Hits wie „Für Frauen ist das kein Problem“ erfreuten das Publikum. Neben neuen und alten Liedern wurden auch Stücke aus den 1920er und 1930er Jahren gespielt, die das Publikum in vergangene Zeiten versetzten.

Max Raabe und das Palast Orchester vereinten auf geschickte Weise moderne Themen mit nostalgischem Schlager, ähnlich wie in ihrem berühmten Hit „Kein Schwein ruft mich an“. Ihr neues Programm mit dem Titel „Wer hat hier schlechte Laune?“ zeigte, dass auch alte Liedtexte nichts von ihrem Witz verloren haben.

© Nordevents

Der gelungene Mix aus Doppeldeutigkeiten und herausragender Performance fand großen Anklang, wie sich darin zeigte, dass in der Vergangenheit nahezu alle Konzerte ausverkauft waren. Max Raabe überzeugte gesanglich, und das Palast Orchester erwies sich erneut als einer der besten Klangkörper der Republik, ob es nun um eine kubanische Rumba oder den mitreißenden Rhythmus des Tangos ging – die Musiker beherrschten jedes Genre virtuos.

Während die Melodien und der Gesang die Zuhörer verzaubern, sorgen humorvolle Elemente für gelöste Stimmung. Man könnte gleichermaßen über pfiffige Lieder wie „Unter den Pinien von Argentinien“ schmunzeln, in dem der talentierte Peter Igelhoff poetisch sang „Unter den Zypressen, Hab’ ich mich vergessen. Und bei den Kakteen ist es dann geschehen“. Auch die trockenen Betrachtungen von Max Raabe, stets elegant gekleidet, bieten Unterhaltung. Er reflektiert darüber, dass es an diesem Abend um weitreichende Fragen geht. Grundsätzliche und allgemeine Fragen. Letztendlich führen sie zu zwei essenziellen Aspekten in Beziehungen: „Wie kommt man zusammen? Und wie trennt man sich wieder?“

Biologische Kuriositäten von Kleinsäugern, wie ihre Fähigkeit, das eigene Gehirn im Winter zu schrumpfen, werden ebenso humorvoll behandelt wie die Erfahrungen mit der Deutschen Bahn. Das Max-Planck-Institut hat herausgefunden, dass Maulwürfe ihre Hirnaktivität im Winter schrumpfen lassen, um Energie zu sparen – ein Phänomen, das bei anderen Lebewesen noch nicht erforscht ist, aber möglicherweise das sonderbare Verhalten einiger Individuen erklären könnte. Darauf aufbauend besingt Max Raabe schöne Frauen und die Komplexität der Liebe. Man könnte ihm Böses unterstellen, doch seine Verse tragen stets einen Hauch von Ironie.

Es könnte fast Neid aufkommen, wenn Max Raabe die bemerkenswerten Multitasking-Fähigkeiten der Frauen preist. Doch sein lyrischer Bariton enthält neben Bewunderung auch eine Spur von Ironie. Seinen Texten zufolge sind Frauen in der Lage, eine Raumstation zu leiten, Messer zu werfen, Tiger zu bändigen und gleichzeitig einen Kühlschrank zu enteisen. Egal ob sitzend, liegend oder stehend, sie meistern alles mit Grazie und Eleganz. Zumindest in dem Lied „Für Frauen ist das kein Problem“. Begleitet von einem lässigen Groove des zwölfköpfigen Palast Orchesters, wird es zu einer Hymne für alle Frauen.

Max Raabe und das Palast Orchester begeisterten das Publikum nicht nur mit ihrer Musik, sondern auch mit charmanten Anekdoten und unterhaltsamen Geschichten, die er mit stoischer Miene zum Besten gab. Nur einmal musste der Künstler um Fassung ringen und einem Lachen nachgeben, als ein ferngesteuerter Zeppelin sich zwischen den Zuschauerrängen verirrte und an den Sitzplätzen hängenblieb.

Max Raabe und das Palast Orchester entführten das Publikum mit jeder Geschichte und jedem Lied in eine vergangene Ära, in die schillernden Zwanziger und turbulenten Dreißiger. Sie erschufen eine Atmosphäre, die die Herzen der Zuhörer berührte und unvergessliche Erinnerungen schuf.

Besonders beeindruckend war die Gleichberechtigung im Rampenlicht. Max Raabe ließ den Fokus nicht nur auf sich ruhen, sondern gab jedem Mitglied seines Orchesters Raum, um zu strahlen. Jedes Solo wurde gefeiert, und das Orchester spielte als harmonische Einheit.

Ein Höhepunkt des Abends war „Der perfekte Moment… wird heut verpennt“, bei dem Max Raabe das Publikum dazu einlud, den Augenblick zu genießen. Die Botschaft wurde verstanden, und die Begeisterung des Publikums kannte keine Grenzen.

Natürlich durfte auch der Big-Band-Sound des neuesten Hits „Ein Tag wie Gold“ aus „Babylon Berlin“ nicht fehlen. Zugaben wie „Kleiner grüner Kaktus“ sorgten für gute Stimmung und ließen keine Spur von schlechter Laune aufkommen.

Nach zwei Stunden tobender Ovationen kehrten Max Raabe und sein Palast Orchester für zwei Zugaben auf die Bühne zurück. Das Publikum konnte einfach nicht genug bekommen.

Insgesamt bewiesen Max Raabe und das Palast Orchester erneut ihre zeitlose Brillianz. Ihre Virtuosität, ihr Charme und ihre Fähigkeit, das Publikum in eine andere Zeit zu versetzen, machen ihre Konzerte zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Als großer Fan von Max Raabe bin ich dankbar für dieses wundervolle Konzert. Diese besondere Nacht wird für immer in meinem Herzen bleiben. Sie haben erneut bewiesen, dass sie zu den herausragendsten Künstlern gehören, und ich freue mich bereits auf das nächste Konzert.

Wer gestern Abend keine Karte mehr bekommen hat, hat vor dem Sommer noch bei folgenden Terminen eine Chance:

12.04.2024 

Dortmund (DE)

Konzerthaus

13.04.2024 

Dortmund (DE)

Konzerthaus

14.04.2024 

Fulda (DE)

Esperantohalle

26.04.2024 

Reutlingen (DE)

Stadthalle

27.04.2024 

Stuttgart (DE)

Liederhalle

28.04.2024 

Villingen-Schwenningen (DE)

Neue Tonhalle

29.04.2024 

Heilbronn (DE)

Harmonie

30.04.2024 

Freiburg (DE)

Konzerthaus

06.05.2024 

Oldenburg (DE)

Weser-Ems-Halle

07.05.2024 

Celle (DE)

Congress-Union

08.05.2024 

Flensburg (DE)

Deutsches Haus

09.05.2024 

Hamburg (DE)

Laeiszhalle, Großer Saal

10.05.2024 

Hamburg (DE)

Laeiszhalle, Großer Saal

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