Bremen, 18.07.2024 – Handmade – was ist im Zeitalter, in dem Bandenwerbung für Billigprodukte in Massenherstellung in Dauerschleife bei der Fußball-Europameisterschaft gerade noch lief, noch wirklich handgemacht? Echte Handarbeit hat heutzutage in vielen Bereichen leider nur noch ein Nischendasein erreicht. Zum Glück gibt es noch Branchen, in denen eine Ablösung der Handwerkskunst durch industrielle Massenproduktion einfach unvorstellbar bis unmöglich ist, dazu zählt die großartige und vielfältige Welt des Varietés. In der aktuellen Show „Handmade“ widmet sich das GOP Bremen dieser Kunst in seiner puristischen Form und verzichtet dabei bewusst auf unnötige Effekthascherei.
© Nordevents – Handmade
Die Idee zu dieser Show stammte von der „Lonely HusBand“ – die darüber hinaus auch als musikalische Gastgeber des Abends durch die Show führen. Ursprünglich sollte „Handmade“ in Bremen Premiere feiern. Dann kam jedoch die Coronapandemie, die dafür sorgte, dass diese Produktion aus der Feder von Knut Gminder hier in Bremen zunächst seinen letzten Halt einlegt.
Zurück zum Geschehen. Das Berliner Duo „Lonely Husband“ überzeugte mit reichlich tiefgründiger und kreativer Comedy oberhalb der Gürtellinie in stilvoller Manier. Angepasst an die lokalen Besonderheiten, bekam hier jeder sein Fett weg. Sei es der örtliche Bierbrauer-Gigant, der Nachbarort Delmenhorst oder auch das Duo selbst. Alles und jeder wurde reichlich auf die Schippe genommen, bis kein Auge vor Lachen mehr trocken blieb. Abgesehen von den oftmals musikalischen Comedy Einlagen sorgte das Duo zusätzlich auch für die musikalische Untermalung der jeweiligen Acts. Mal am Klavier, mal an der Gitarre oder am Bass oder auch mithilfe der multitalentierten Artisten, die tatkräftig an der Posaune, am Schlagzeug oder am Kontrabass für Unterstützung sorgten.
Zu dem „Handmade“-Ensemble gehört auch das Künstler-Duo E1NZ. Die Schweizer begeisterten das Publikum gleich in mehreren Disziplinen. Unter anderem lieferten sie eine Jonglage mit bis zu zehn Sektflaschen gleichzeitig ab, die sie über einen schrägen Tisch in allerbester Bud Spencer und Terence Hill Weise schoben ohne, dass etwas zu Bruch ging. Im zweiten Teil der Show zogen sich die beiden Artisten über ein dickes Seil über zwei Rollen gegenseitig bis zur Decke des Theaters, so sieht es aus, wenn Artisten ohne Wippe wippen.
Carolin Liesegang war an diesem Abend erstmals bei „Handmade“ am Cyr Wheel zu sehen. Die Künstlerin war bereits als Teilnehmerin der Absolventenshow vor einigen Jahren im GOP zu sehen. Mit einer kraftvollen Darbietung setzte sie an diesem Abend Akzente und performte unter anderem einhändig oder schwebend mit ihrem Cyr Wheel.
Andreas Jordan zeigte ebenfalls als ein ehemaliger Teilnehmer einer Absolventenshow eine besondere Art der Ring-Jonglage. Ein wichtiges Element seiner Show ist das „Bouncen“ der Ringe auf den Boden, was sonst überwiegend nur bei der Balljonglage angewendet wird. Sicher fing er am Ende jeder Einlage sämtliche Ringe mit den Händen oder auch mit seinem Kopf wieder ein.
Zu ihm gesellte sich mit dem ukrainischen Duo Prime eine Partnerakrobatik auf allerhöchstem Niveau. Mit unglaublicher Kraft trug Vladimir Snitko seine Partnerin Kateryna oftmals nur auf einer Hand stehend, während diese graziös ebenfalls nur auf einer Hand ihre Füße gen Theaterdecke streckte.
Veronica Fontanella zeigte nicht nur einen grazilen Handstand-Act, sondern kletterte am Vertikaltuch hoch hinaus und begeisterte das Publikum mit einer neuen energiegeladenen Performance. „Bremiere“ wie die Gastgeber des Abends zu sagen pflegten.
Handgemachtes von seiner kunstfertigsten Seite
Die Show „Handmade“ begeisterte, beeindruckte und verzauberte Jung und Alt gleichermaßen an diesem Abend und ist noch bis zum 8. September im GOP Bremen zu sehen. Wer sich mit seinen Kids die Show anschauen möchte, sollte unbedingt die Aktion „Kids für nix!“ beachten, die bis zum Ende der Sommerferien in Bremen gilt.