Wieder die Welt retten

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Bremen, 02.12.2018 – Im 25. Jahr der erfolgreichen Geschichte der Klassik-trifft-Pop-Tournee Night Of The Proms (NOTP) wurde in der mit ca. 8000 Besuchern ausverkauften Bremer ÖVB Arena wieder ein Crossover-Erlebniss der besonderen Art geboten. Man sah es an den langen Schlangen am Einlaß und an den Ticketschaltern, wo sich die Besucher geduldig für die Tickets 2019 anstellten, ohne zu wissen wer überhaupt auftritt.

Das musikalische Spektakel verschmolz wieder die Stilrichtungen E- und U-Musik. Am 30. November startete die NOTP-Tour Deutschland mit zwei Aufführungen in Hamburg, als nächste Stadt war nun Bremen an der Reihe. Die Veranstaltungsreihe hat nicht nur der klassischen Musik die Türen zum Mainstreampublikum geöffnet, sondern auch zahlreichen klassischen Solisten wie Andrea Bocelli oder David Garrett zum Durchbruch in Deutschland verholfen. Über sechs Millionen Besucher waren bislang bei den Shows. Die Idee zu der Tournee entstand 1985 anlässlich einer Studentenparty in Antwerpen. Seitdem wird das Konzept in vielen Ländern aufgeführt – in Deutschland seit 1994. Zum Geburtstagsfest traf sich dieses Jahr wieder eine stilistische Mischung an Künstlern, um ihre größten Hits in Begleitung des Antwerp Philharmonic Orchestras unter der Leitung der Brasilianerin Alexandra Arrieche zu präsentieren. In Szene gesetzt wurde das Ganze durch längliche, halb durchsichtige Projektionsflächen, die mal auf dem Bühnenboden standen, mal unter der Hallendecke schwebten.

Laut bewährtem Konzept kam nach einer klassischen Einleitung wieder ein junger deutscher Act. Diesmal nicht angekündigt von Uwe Bahn, der NOTP 20 Jahre lang moderiert hatte und letztes Jahr ausstieg. Der Ersatzmoderator hieß Stefan Frech.

An diesem Abend musste er nicht „Nur noch kurz die Welt retten“. Tim Bendzko hat mit diesem Song die deutsche Popszene im Sturm erobert. „Wenn Worte meine Sprache wären“ und „Keine Maschine“ performte er außerdem im sinfonischem Gewand. Keinen Wunder also, das er den Echo und Bambi sein eigen nennen darf sowie beim MTV Europe Music Award prämiert wurde.

Der 33-jährige klassische Gitarrist Petrit Ceku ist Preisträger renommierter internationaler Gitarrenwettbewerbe. Der kosovo-albanischer Künstler zeigte an diesem Abend, das er diese Preise als Meister an der Akustik-Gitarre zu recht bekam, konnte dennoch nicht richtig begeistern. Mit fast dauerhaft geschlossenen Augen spielte er die Songs.

Der aus Belgien stammende Jonathan Ivo Gilles Vandenbroeck alias Milow betrat die deutsche Szene 2007 mit seinem Hit „You Don‘t Know“ und konnte sich 35 Wochen in den Charts festsetzen. Dies war auch sein Eröffnungsstück mitten im Publikum. „You and me“ und „Ayo Technology“ folgten, mit „Howling at the moon“ ging es in die Pause, inklusive Feuerfontainen. Erstmalig klatschte, hüpfte und tanzte das Publikum.

„Party pur“ brachten die drei US-Ladies von The Pointer Sisters mit einem Medley erstmalig an diesem Abend die Halle. Ruth und Ihre `Sisters´ waren bereits 2002 mit NOTP auf Tour.

 

Disco Klassiker wie „I’m so excited“ und „Fire“ (Bruce Springsteen Cover) rundeten ihren Auftritt ab.

Ein Föten-Clown namens Gabor tauchte zwischendurch immer mal wieder auf und versuchte sich in Klamauk. Er spielte auf 5 Blockflöten gleichzeitig.

Bereits im ersten Showteil sang ein Chormitglied Rob de Nijs mit langem, schwarzem Ledermantel, Handschuhen und Zylinder den Titelsong die eigensinnige, melancholische Titelmelodie „Zu Asche, zu Staub“ aus der Fernsehserie „Babylon Berlin“, dann kam der Altmeister Bryan Ferry selbst auf die Bühne. Sein neues Album „The Bryan Ferry Orchestra- Bitter Sweet “ hat Nordevents am Releasetag den 30.11.2018 rezensiert (→ Rezension). Dies enthält 6 Stücke des Soundtracks von der besagten Netflix-Serie, in der er auch einen Auftritt hatte.

Der 73-jährige Brite erzielte mit seiner Gruppe Roxy Music Anfang der 1970er Jahre sensationelle Erfolge. Hits wie „Slave to love“, „Avalon“, „Let´s stick together“ oder „Jealous Guy“ wurden im Radio rauf und runter gespielt und durften an diesem Abend nicht fehlen. Die britischen Ikone war bereits 1995 mit NOTP unterwegs.

Als wohl immer noch geltender Frauen-Schwarm, macht er die Damen der reiferen Generationen etwas nervös und pfeifte auf der Bühne vor sich hin oder spielte Mundharmanika. Altersbedingt blieb der Auftritt und die Zuschauermenge jedoch eher ruhig.

Auch im Jubiläumsjahr war John Miles wieder dabei. Ob am weißen Flügel, der E-Gitarre oder beim Gesang, er ist Musiker durch und durch. Seine heimliche Hymne der Night of the Proms „Music (was my first love)“ durfte auch dieses Jahr nicht fehlen. Es war erstaunlich anzusehen und spricht für die Auswahl der diesjährigen Künstler, das Miles Auftritt zusammen mit den Pointer Sisters das Publikum am meisten in Stimmung versetzten, obwohl dieser Song nun bereits knapp 25 Mal gespielt wurde. Der 69-Jährige steuerte dieses Jahr die Coversongs „Wake me up“ (DJ Avicii) und „Jump“ von Van Halen bei.

Auch Dirigentin Arrieche tanzte mit und Miles stieg mit Gitarre zur ihr auf das Podest, flirtete ein wenig und spang passend zum letzten Ton seines Auftritts herunter. Und weil man sich unter den Protagonisten des Abends nicht auf einen gemeinsamen Schlussong einigen konnte, musste mal wieder „Hey Jude“ von den Beatles als „All-Star“-Version herhalten.