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BURY TOMORROW: „Cannibal“

England hat nicht nur guten „Post-Grunge“ zu bieten, sondern auch ganz schön heftigen Metalcore. Am 03.07.2020 hat die aus Southampton stammende Band Bury Tomorrow, welche binnen 14 Jahren 5 Alben released hat, ihr nun 6. Album namens „Cannibal“ rausgehauen. In Österreich erreichte die Band direkt Platz 19 in den Album-Charts, und in England, Schottland, der Schweiz und Deutschland fand sich die Truppe unter den Top 10 wieder.

Begonnen wird das Album mit dem heftigen Brett namens „Choke“, welches einem mit einer richtig bösen Gitarrenwand und drückenden Drums entgegenkommt. Der titelgebende Track „Cannibal“ folgt und wirkt wesentlich melodischer als der Opener. Die „distorted Vocals“ von Daniel Winter-Bates sind schon sehr massiv, doch erst die Kombination mit den etwas rauchigen Vocals von Jason Cameron ergibt die reizvolle Mischung. Auch die Gitarrenarbeit von Cameron und Kristan Dawson ist schon ein Klasse für sich, was man speziell an den präzisen Wechsel zwischen melodischen Zerlegungen und beinharten Staccato-Passagen merkt.

„The grey (VIXI)“ beginnt in einer etwas „djentigen“ Art und rutscht dann mit einem sehr coolen Drum-Fill in den Pre-Chorus, bevor Cameron den Refrain vorträgt. Kaum ist das geschehen, zerlegt Winter-Bates mit seinen Shouts die „Ruhe“. Hier und da erinnern die Vocals von Cameron an Corey Taylor bei seinem Solo-Projekt, oder bei Stone Sour, wenn auch die Instrumentalsektion wesentlich härter liefert als die Truppen von Taylor. „Imposter“ liefert dann schon etwas fröhlichere Melodien und geht dann auch in einen Rhythmus weiter, welcher mich sehr stark an die frühen Bullet for my Valentine erinnert hat. Dieser Stil wird in „Better Below“ noch etwas gehalten, bis „The Agonist“ dann wieder mit voller Gewalt loslegt.

Quake“ entschleunigt dann komplett und sticht mit seinem ruhig atmosphärischem Intro schon sehr unter den Songs heraus. Der generelle Härtegrad der Nummer ist im Vergleich zu den Anderen auch eher gering. „Gods & Machines“ gleicht dies dann aber direkt mit einem schon fast Death-Metal artigem Sound aus. „Voice of the Truth“ bringt dann schon leichte Hardcore-Klänge hervor bevor „Cold Sleep“ dann wieder eher wie „Imposter“ klingt. „Dark Infinite“ schließt das Album schlussendlich mit einer fetten Dosis Shouts und Screams ab.

FAZIT: Bury Tomorrow habe ich durch die ersten Alben sehr früh in die Core-Kiddie-Schublade abgelegt, da mich seit jeher einfach die Platzierung der Clean-Vocals gestört hat, generell auf das Genre bezogen. Doch schlussendlich habe ich über die Jahre festgestellt, dass aus diesen von mir eher nicht so wertgeschätzten Core-Kids immer mehr herausragende Metal-Musiker hervorgekommen sind. In einem Interview mit Jörg Varga (Call the Mothership) kam ich einmal zu dem Satz: „Die Core-Kids von früher sind irgendwie progressiver und erwachsener geworden.“ Genau dieser Gedanke kam mir auch bei diesem Album. Eine wirklich gute Mischung aus harten und ruhig melancholischen Klängen, welche zurecht auch in den Charts gefeiert wird. Somit gibt es von mir für Bury Tomorrows „Cannibal“ 9 von 10 Punkten.

 
Bewertung:

GENRE: Metalcore

TRACKLIST:

1. Choke
2. Cannibal
3. The grey (VIXI)
4. Imposter
5. Better Below
6. The Agonist
7. Quake
8. Gods & Machines
9. Voice & Truth
10. Cold Sleep
11. Dark Infinite 

VÖ: 03.07.20
Format: CD / Vinyl / Digital
Label: Music for Nations
Vertrieb: Sony
Auf Tour im Norden: -

Rezensent: Gregor

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