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ENGST: „Schöne neue Welt“

Ich kann mich erinnern, dass ich beim letzten Engst-Album nicht viel Gutes zu sagen hatte. Am 30.10.2020 hat sich das einschlägig geändert, da das neue Album „Schöne neue Welt“ wirklich eine mir unbekannte Welt der Truppe eröffnet hat. Die Berliner Rockband, bestehend aus Matthias Engst (Vocals), Ramin Tehrani (Guitar/Backing Vocals), Yuri Cernovolov (Drums), Chris Wendel (Bass/Backing Vocals), konnte mich mit ihrer EP und „Flächenbrand“ nicht wirklich überzeugen, doch das neue Album ist ein etwas anderes Kaliber.

Mein Problem“ startet mit sehr viel Elan und auch der Text ist sehr „catchy“. Die hält sich auch in „Wieder da“, welches sich jedoch etwas punkiger zeigt. Mit „Keinen Meter“ wird es sehr Pop-Punkig in Richtung bekannter 2000er Bands wie Blink182 und Sum41. Textlich dreht sich der Song um das klassische Thema des Wiederstandes gegen eigene klare Standpunkte. „Willkommen in Berlin“ fährt mit gewaltigem Druck und feiner Melodie durch die Gehörgänge und auch der Refrain regt enorm zum Mitsingen an.

Etwas lockerer wird es dann in „Schlechtes Gewissen“, wenn man von der instrumentalen Seite spricht, denn die Lyrics sprechen eine sehr ernste Selbsterkenntnis an.  „Alle tragen schwarz“ nimmt dann wieder an Fahrt auf und diskutiert die Rolle des Außenseiters in der Gesellschaft. Der darauf folgende Track „Das ist nicht Hollywood“ hat schon dezente Metal-Tendenzen und ist rhythmisch wesentlich verspielter als die Vorgänger.

Der Refrain erinnert an Bands wie Good Charlotte. Normalerweise gibt es ja nichts umsonst, doch ENGST  haben erkannt, dass Mitleid nichts kostet, aber auch nichts wert ist. „Schöne neue Welt“ liefert dann eine massive Gesellschaftskritik, wenn man auch einfach direkt angesprochen wird. Die Energie die in diesem Track liegt ist schon enorm und ließ in mir mein revolutionäres Blut aufkochen.

Mit einem etwas bluesigen Track namens „Zu Haus“ stellt sich dann Richtung Ende des Albums eine leichte Melancholie ein, welche sich auch noch in „Denkst du noch an mich“ hält. „Die Hölle hat keinen Platz mehr“ ist ein Satz mit dem schon die Ärzte „Anti-Zombie“ eröffnet hatten und lustiger Weise sind Zombies auch hier Thema. Abgeschlossen wird das Album mit „Soll der Teufel“, welches man als absolut geiles Trinklied bezeichnen kann.

Fazit: Ich habe ENGST bei ihren ersten Releases anscheinend etwas Unrecht getan, weil mich die dezente egozentrische Art damals störte, doch dieses Album hat meine Ansichten zu 100% geändert. Die Truppe hat sich zu einer wirklich feinen Rock/Punk Band mit eingängigen und warmherzigen Lyrics entwickelt und „Schöne neue Welt“ ist eines der besten Deutsch-Rock-Alben die ich in den letzten Monaten hören durfte. Somit vergebe ich diesmal volle 10 von 10! 

--> Musikvideo: ENGST - Wieder da

 
Bewertung:

GENRE: Rock

TRACKLIST:

1. Mein Problem
2. Wieder da
3. Keinen Meter
4. Willkommen in Berlin
5. Schlechtes Gewissen
6. Alle tragen schwarz
7. Das ist nicht Hollywood
8. Mitleid gibt’s umsonst
9. Schöne neue Welt
10. Zu Hause
11. Denkst du noch an mich 
12. Die Hölle hat keinen Platz mehr
13. Soll der Teufel 

VÖ: 30.10.20
Format: CD / Vinyl / Digital
Label: Arising Empire/ Edel
Vertrieb: Warner Music
Auf Tour im Norden: -

 

Rezensent: Gregor

Rezension --> ENGST: „Flächenbrand“