JETHRO TULL: "RökFlöte"
Als ich vor einiges Zeit vernahm, dass eine der legendärsten Progressive
Rock Bands der Welt ein neues Album in Arbeit hat war ich schon enorm
gespannt. Am 21.04.2023 war es dann endlich soweit und Jethro Tull veröffentlichten ihr neuestes und somit 23. Studioalbum. Der
Nachfolger des 2022 veröffentlichten "The Zealot Gene" trägt den Namen
"RökFlöte".
Meister Ian Anderson hat sich mit seiner Truppe zusammen
getan und 12 absolut feine Songs produziert. Es handelt sich nicht ganz
um ein Konzeptalbum, doch im Mittelpunkt der Scheibe steht natürlich das
Flötenspiel, für welches der Großmeister bekannt ist. Neben diesem
Hauptfokus beschäftigt sich das Album mit dem Thema Paganismus und
dementsprechend "folkig" klingen die Tracks. Begonnen wird mit "Voluspo"
und der Opener startet mit einer etwas mystischen Einleitung, bis man
von einer sehr ruhigen Flötenmelodie verwöhnt wird. Erst mit
"Ginnungagap" bekommt man die ersten Gitarren zu Gehör, welche jedoch
hauptsächlich die verspielt durch Klangbild gleitende Flöte
unterstützen. Neben den mitreißenden Klängen nimmt Mr. Anderson wie
gewohnt die Rolle des Erzählers ein und entführt uns in eine
märchenhafte Welt. Mit "Allfather" werden dann etwas fröhlichere Töne
angeschlagen. Schon ab dem ersten Ton beeindruckt die Band mit enorm
präzisen Akzentuierungen und ein gewisses „Rock-Oper-Gefühl“ kommt auf.
„The Feathered Consort“ lässt etwas vom klassischen Minnesang
hervorblitzen bis „Hammer on Hammer“ etwas entschleunigt und ernstere
Töne anschlägt. Mit Wolfsgeheul geht es dann in „Wolf Unchained“ weiter
und dieser Track ist wohl der Rockigste im ganzen Album. Kaum wurde der
Wolf von der Leine gelassen wird man von süßen Flötenharmonien in „The
Perfect One“ verwöhnt. „Trickster (And The Mistletoe)“ bringt ein etwas
irisches Feeling auf, bis „Cornucopia“ wieder etwas entschleunigt. Die
Ruhe hält nicht lange, denn „The Navigators“ navigiert nochmals in
rockigere Gefielde, bevor „Guardian`s Watch“ und „Ithavoll“ das Album
gekonnt abschließen.
Fazit: Ich bin einfach immer wieder davon
„weggeblasen“ was Meister Anderson am Kasten hat. Ich habe, soweit ich
mich erinnern kann, kein einziges Album von Jethro Tull gehört, welches
mir nicht gefallen hätte. Die hier zusammen arbeitenden Musiker sind
einfach absolute Spitzenklasse! Die Kompositionen sind einerseits enorm
komplex, gehen aber andererseits leicht ins Ohr und bleiben dort auch
für einige Zeit hängen. „RökFlöte“ ist ein weiterer Beweis dafür, dass
Jethro Tull ein Garant für grenz-genialen Progressive-Rock sind.
Eigentlich müsste man studierter Musiktheoretiker sein um die gesamte
Genialität der Songs fassen zu können, doch auch als „normaler Hörer“
ist das Album simpel ein Hochgenuss. Natürlich kann ich hier nur 10 von
10 Punkten vergeben und „RökFlöte“ jedem empfehlen der sich gerne mit
komplexer Rock-Musik auseinandersetzen will!
--> Musikvideo: Jethro Tull – Ginnungagap |