Von Christoph Kramer
Erscheinungstermin: 13. März 2025
Genre: Roman / Coming-of-Age
Einband: Gebunden
Seitenzahl: 256
ISBN: 978-3-462-00798-5
Verlag: Kiepenheuer & Witsch

Mit „Das Leben fing im Sommer an“ betritt Christoph Kramer, Fußballweltmeister von 2014, überraschend stilsicher das literarische Terrain. Der Roman markiert nicht nur sein Debüt als Autor, sondern auch ein bemerkenswertes Beispiel dafür, wie sich Prominenz und literarischer Anspruch nicht ausschließen müssen.
Kramers Roman ist ein Coming-of-Age-Werk, das sich bewusst fernab vom Fußball bewegt. Im Mittelpunkt steht ein jugendlicher Protagonist, der einen prägenden Sommer erlebt – zwischen Aufbruch, Unsicherheit und der Suche nach Identität. Es geht um Freundschaft, Verlust, das Erwachsenwerden und die leisen Zwischentöne des Alltags. Die Handlung spielt im Rheinland der späten 90er Jahre, was dem Text eine gewisse nostalgische Patina verleiht, ohne sich in Klischees zu verlieren.
Stilistisch überrascht Kramer mit einer ruhigen, beinahe zurückhaltenden Erzählweise. Er verzichtet auf dramaturgische Überhöhung und beschreibt vielmehr Momente des Übergangs: Das erste ernste Gespräch mit dem Vater, die Stille nach einem Streit unter Freunden, das Gefühl, in einer Welt zu stehen, die größer ist als man selbst. Diese Detailgenauigkeit verleiht dem Text Authentizität und Tiefe.
Dabei ist es nicht die Handlung, die den Roman trägt, sondern die Sprache – klar, unaufgeregt, stellenweise poetisch. Kramer versteht es, Atmosphäre zu erzeugen und seinen Figuren Raum zur Entfaltung zu geben. Besonders auffällig ist sein Gespür für Dialoge: Sie wirken ungekünstelt und lebensnah, was den Lesefluss unterstützt.
Literarisch bewegt sich „Das Leben fing im Sommer an“ in der Tradition deutschsprachiger Entwicklungsromane, ohne epigonal zu wirken. Vielmehr zeugt der Text von einem ernsthaften Versuch, sich als Erzähler zu behaupten – und dieser Versuch gelingt. Kramer schreibt nicht, um zu glänzen, sondern um etwas zu erzählen, das ihm wichtig ist.
„Das Leben fing im Sommer an“ ist ein sensibles Debüt, das beweist, dass Christoph Kramer mehr kann als Fußball. Ein unaufgeregter, aber eindrücklicher Roman über das Erwachsenwerden, geschrieben mit Gespür für Sprache, Zwischenmenschliches und Atmosphäre. Ein literarischer Einstieg, der Respekt verdient – und Lust auf mehr macht.