Die einzige Frau im Raum

Wolfgang Karg

Von Marie Benedict

Erscheinungstermin: broschierte Ausgabe am 07. März 2024
Genre: Biografie, Gegenwartsliteratur
Einband: broschierte Ausgabe
Seitenzahl: 298 Seiten
ISBN: 978-3-462006-759

Verlag: KiWi Verlag

Bewertung: 9 von 10
Die einzige Frau im Raum
Inhalt/ Klappentext:

Marie Benedict widmet sich Hedy Lamarr, einer Frau, die das Weltgeschehen maßgeblich beeinflusst hat und deren Errungenschaften vergessen wurden. Die Geschichte einer großen Hollywood-Schauspielerin, Glamour-Ikone und einer herausragenden Wissenschaftlerin.

Die Schönheit von Hedy Lamarr, die mit bürgerlichem Namen Hedwig Eva Maria Kiesler hieß und jüdischer Abstammung war, führte zu einer kometenhaften Schauspielkarriere in Wien und zur Heirat mit einem österreichischen Waffenhändler. Durch ihn hatte sie Zugriff auf die Pläne des Dritten Reichs, ein Wissen, das sie später nutzte, um an der Seite der Alliierten zu kämpfen.

Im Jahr 1937 verließ sie ihren gewalttätigen Ehemann und floh über Paris und London nach Hollywood. Dort wurde sie zu Hedy Lamarr, dem weltberühmten Filmstar.

Was keiner wusste: Sie war Erfinderin. Und sie hatte eine Idee, die dem Land helfen könnte, die Nazis zu bekämpfen und die moderne Kommunikation zu revolutionieren … wenn ihr nur jemand zugehört hätte.

Rezension:

Biografie und eine teils fiktionale Erzählung vermischen sich in dieser spannenden Lebensgeschichte über die berühmte und schillernde Schauspielerin Hedy Lamarr. Der Wiener Gesellschaft der 30-er Jahre, besser bekannt unter ihrem Geburtsnamen Hedwig Eva Maria Kiesler, genannt Hedy.

Ihre gut behütete Jugend verbringt sie im reichen Elternhaus im vorwiegend jüdischen Viertel Döbling/Wien. Direkt nach ihrer Ausbildung zur Theaterschauspielerin im Jahr 1933 erhält sie im Alter von 18 Jahren die Rolle der „Sissi“. Das Publikum liebt sie und verehrt sie für diese Rolle.

Nach jeder Aufführung ist ihre Garderobe ein einziges Blumenmeer. Rote Rosen überall. Ein Verehrer, der Waffenfabrikant Fritz Mandl, bittet um ein Rendezvous. Einerseits ist Hedy fasziniert, Mandl ein Mann von Welt und mit vielen Besitztümern. Auch politisch mit guten Verbindungen. Hitler begegnet auch Fritz Mandl mit Argwohn. Mussolini gehört allerdings zum Freundeskreis des Hauses Mandl als guter Kunde.

Die Ressentiments gegen die jüdische Bevölkerung, der Bankhäuser und Geschäftsleuten nehmen leise aber stetig zu. So beschließt Hedys vorausschauender Vater einer Eheschließung seiner Tochter mit dem Waffenhändler von Mandl zu. Er wünscht sich für seine Tochter Sicherheit, auch finanziell.

Hedy bemerkt schon bald, dass sie für Fritz die „Vorzeigefrau“ auf seinen geschäftlichen Treffen und gesellschaftlichen Empfängen ist. Sie darf natürlich nicht mehr auf der Bühne arbeiten, den Haushalt führen auch nicht. Aus einer anfänglichen leidenschaftlichen körperlichen Anziehung entpuppt sich der Ehemann als brutaler, krankhaft eifersüchtiger Narzisst. Selbst die Eltern darf Hedy nur nach Erlaubnis des Ehemanns besuchen. Immer in der Nähe ein Chauffeur bzw. Bewacher.

Hedy wird während der Geschäftsessen zur „einzigen Frau im Raum“, schmückendes Beiwerk, Intelligenz oder gar an Diskussionen beteiligen ist nicht erwünscht. Auch der Duce ist einige Male bei den Besprechungen der Herren anwesend, er mag schöne junge Frauen. Im Rahmen dieser Gespräche kann Hedy einige wichtige politische Informationen sammeln, sowie über den Stand in den Fabrikationshallen von Fritz Waffenschmiede, Kaufverträgen, Patente und Entwicklungen der todbringenden Waren. Sie hat sich schon immer für Physik und andere Wissenschaften interessiert, hat nun viel Zeit in ihrem goldenen Käfig, um sich weiter zu informieren.

Hitler und Mussolini verbünden sich, die ersten jüdischen Familien werden aus Wien vertrieben. Von Mandel liefert jetzt auch Waffen an Hitler, obwohl Fritz politisch ein Verfechter der österreichischen Unabhängigkeit ist. Hedys Vater verstirbt vor Kummer an einem Herzinfarkt. 1937 entschließt Hedy sich zur Flucht nach Amerika, sie muss die Flucht gut planen, sie lebt mittlerweile fast wie in einem Gefängnis, die körperlichen Übergriffe Fritz sind absolut mörderisch geworden, Hedy kämpft um ihr überleben.

Hedy Lamarr, wie sie nun von ihrem Filmagenten in Amerika genannt wird, macht durch ihr zauberhaftes Aussehen, ihren starken Willen und ihre Durchsetzungskraft schnell Karriere in Amerika. Nicht ohne die Annäherungsversuche der Filmmogule und Regisseure abwehren zu müssen. Das kostet sie auch die ein oder andere Filmrolle. Durch ihr konsequentes Verhalten gewinnt sie die Freundschaft einer einflussreichen Ehefrau eines Filmproduzenten, ihr Weg in Hollywood ist dadurch für alle Zeiten geebnet.

Auch hier in Amerika arbeitet sie weiterhin mit einem Wissenschaftler zusammen, sie entwickeln mit Hedys Wissen aus der österreichisch-deutschen Rüstungsindustrie und geheimen Angriffsplänen eine starke Waffe gegen Hitlers Kriegsflotte auf dem Atlantik. Ihre Erfindung, verbessert die Steuerung für Tornados, macht sie weniger störanfällig und treffsicherer.

Im Jahr 1942 machen sie Hedy und George Antheil auf den Weg, um ihre Erfindung der amerikanischen Armee vorzustellen. Überzeugend präsentieren sie ihre Erfindung vor einem großen Kreis männlicher Militärexperten, wieder ist Hedy „die einzige Frau im Raum“. Und genau mit dieser versteckten Begründung wird die funktionierende Verteidigungswaffe abgelehnt, die tausenden von amerikanischen und englischen Marinesoldaten vor dem nassen Seemannsgrab retten könnte.

Eine Frau hat sie entwickelt. Die Männerrunde empfiehlt Hedy Lamarr sich doch für das Truppentheater zu engagieren. Um den Einsatzkräften eine optische Freude zu bieten.

Hedy war Sexismus aus der Filmbranche gewohnt, aber diese Worte machten auch sie sprachlos.

Fazit:

Die Autorin Marie Benedict schreibt flüssig und berührend in der „Ich-Form“ aus der Sicht von Hedy Lamarr. Historisch gut recherchiert und detailliert beschrieben die Zeit in Österreich, als es zur Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten, kam. Nachfolgend die Verfolgung, Vernichtung und Flucht jüdischer Menschen, das Leben der Migranten in den USA, besonders der anfangs „Nazi-Verdächtigen“ Deutschen und Österreicher und bald darauf der Eintritt der USA in den Weltkrieg. Sie kämpften an zwei Fronten, hohe amerikanische Offiziere sprachen damals von den „Krauts und den Japsen“.

Hedy beendet ihre teils fiktive Biografie mit den Worten: „Ich war immer allein gewesen unter meiner Maske, ich war stets die einzige Frau im Raum gewesen.“

Ein im Retrostil gehaltenes Buchcover mit einem Bild des Filmstars Hedy Lamarr rundet die Lebensgeschichte der damals schönsten Frau der Welt ab (Hollywood Werbung um 1940).

Autorin:

Marie Benedict, geboren 1973, studierte am Boston College Geschichte und Kunstgeschichte und an der Boston University School of Law. Ihre Bücher über starke Frauen der Weltgeschichte haben Bestsellerstatus. Ihr Roman ‚Frau Einstein‘ verkaufte sich über 100.000 Mal allein in Deutschland. Sie ist Anwältin und lebt mit ihrer Familie in Pittsburgh.

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