Frühstück am Rande der Apokalypse

Antje

von Wladimir Kaminer

Erscheinungstermin: 23.8.2023
Genre: Historischer Roman
Einband: Gebundenes Buch
Seitenzahl: 217 Seiten
ISBN: 978-3-44231711-0

Verlag: Goldmann Verlag

Bewertung: 8 von 10
Inhalt/ Klappentext:

Was haben Familienalltag und Weltuntergang, globale Krisen und Mutters Kreuzworträtsel, Putin und Pilzsaison gemeinsam? Sie existieren gleichzeitig und schaffen damit eine Normalität, die vielen nicht ganz normal erscheint. Und doch haben wir uns irgendwie darin eingerichtet. Tatsächlich war die Sorge, der Himmel könne uns auf den Kopf fallen, hierzulande schon immer weit verbreitet. Dabei liegen die Herausforderungen des Lebens oft in der Suche nach dem Ladekabel oder einem Tenor mit neun Buchstaben. Ein Glück, dass es einen Chronisten gibt, der diese eigenartige Situation mit Humor beschreibt und mit unbeirrbarem Optimismus zu verstehen versucht …

Rezension:

Wladimir Kaminer ist Russe, schreibt seine Romane aber auf Deutsch. Darin nimmt er nicht nur seine Landsleute auf die Schippe, sondern auch die Deutschen. Er hat vor 30 Jahren seine Heimat Russland verlassen. Seitdem lebt der Autor in Deutschland und schreibt eigentlich humoristische Bücher – bis zum Krieg in der Ukraine.

Jahrelang hat Schriftsteller Wladimir Kaminer den Deutschen die russische Seele erklärt. Nun erkennt er sein Mutterland kaum wieder. In seinem neuesten Buch schreibt er über den merkwürdigen Zustand zwischen Krieg und Frieden. Inzwischen schämt er sich für Russland. Er ist zwar ein Putin-Versteher, aber auf eine ganz andere Art, wie dieser Begriff meisten gemeint ist, denn er ist alles andere, als ein Fan von Putin. Wladimir Putin will Russland stramm auf Patriotismus trimmen. Doch die Menschen wollen z. B. auf den Hollywood-Blockbuster „Barbie“ nicht verzichten. Der Kremlchef dürfte schwer enttäuscht sein, meint Wladimir Kaminer. Und die politische Führung Russlands dachte, dass die heimischen Filmproduktionen eigentlich konkurrenzlos seien.

Karminer möchte ein Vermittler zwischen den neuen Welten sein. Irgendwann, so meint er, wird Russland den Krieg verlieren. Aber Russland verschwindet nicht. Was passiert dann? Im den Buch geht es um die zwiespältige Beziehung zu diesem Krieg. Wie geht man fernab bei uns mit diesem Krieg um? Wir gehen essen, wir feiern, leben unseren Alltag. Wir führen in Deutschland ein friedliches und normales Leben, aber gleichzeitig befinden wir uns auch im Krieg. Und dennoch ärgern wir uns, wenn wir das Smartphone verlegt haben oder die Ampel ständig auf Rot steht. Wir frühstücken jeden Tag am Rande der Apokalypse, so der Buchtitel.

Und in Russland gibt es keine Tomaten, weil diese aus der Ukraine kamen. Dafür Mangos, die wahrscheinlich aus Indien kommen. Ein Glück, dass es einen Chronisten gibt, der diese eigenartige Situationen mit Humor beschreibt und mit unbeirrbarem Optimismus zu verstehen versucht.

Fazit:

Der bekannteste Roman von Wladimir Kaminer ist »Russendisko«, der mit Matthias Schweighöfer in der Hauptrolle verfilmt wurde. Als Meister der Realsatire gelingt ihm der Spagat zwischen urkomischen Situationen und Gesellschaftskritik immer wieder aufs Neue. In seinem neuesten Buch schreibt er über den merkwürdigen Zustand zwischen Krieg und Frieden.

Autor:

Wladimir Kaminer wurde 1967 in Moskau geboren. Er absolvierte eine Ausbildung zum Toningenieur für Theater und Rundfunk und studierte anschließend Dramaturgie am Moskauer Theaterinstitut. Seit 1990 lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin. 2006 erhielt Wladimir Kaminer den Literaturpreis der Stahlstiftung Eisenhüttenstadt.

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