Bremen-Vegesack, 10. Dezember 2024 – Jan „Monchi“ Gorkow, Frontmann der Band Feine Sahne Fischfilet, begeisterte das Publikum im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus mit seiner charismatischen und schonungslos ehrlichen Art. Im Rahmen seiner Lesereise stellte er sein autobiografisches Buch „Niemals satt. Über den Hunger aufs Leben und 182 Kilo auf der Waage“ vor und ließ dabei keinen Zweifel daran, warum dieses Werk direkt auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste landete.
© Nordevents – Jan „Monchi“ Gorkow
Vom Rampenlicht zur inneren Auseinandersetzung
In seiner Lesung erzählte Monchi von den Jahren, in denen Feine Sahne Fischfilet zu einer der bekanntesten deutschen Punkbands aufstieg. Mit ihrer energiegeladenen Musik und politischen Haltung füllte die Band große Hallen und gewann eine immer größere Anhängerschaft. Doch während die Band immer bekannter wurde, fand Monchi ein ungesundes Ventil für den Stress und die Herausforderungen dieses Lebens: das Essen.
Mit schonungsloser Offenheit berichtete er darüber, wie er in exzessiven Phasen des Lebens – sei es als Ultra beim Fußball, in der politischen Arbeit gegen rechts oder auf Tour mit der Band – oft die Kontrolle verlor und der Essensdrang zu einer Bewältigungsstrategie wurde. Die Einsicht, dass die Waage 182 Kilo zeigte, markierte einen Wendepunkt in seiner Leben. Monchi erzählte, wie er über 65 Kilo abnahm und sich täglich dem Kampf gegen die Maßlosigkeit stellte. Dabei verschwieg er auch die Rückschläge nicht – ein ehrliches und inspirierendes Zeugnis dafür, dass Veränderung ein fortlaufender Prozess ist.
Emotional und humorvoll: Monchi hautnah
Monchis Lesung war nicht nur eine Rückschau auf sein Leben, sondern auch eine Liebeserklärung an das Leben selbst – in all seinen Höhen und Tiefen. Seine pointierte und humorvolle Erzählweise sorgte für zahlreiche Lacher, während die emotionalen Passagen das Publikum tief berührten.
Neue Texte und persönliche Einblicke
Neben Passagen aus seinem Buch präsentierte Monchi auch neue Texte, in denen er über seine aktuelle Verfassung und seinen Umgang mit Gewichtsschwankungen reflektierte. Besonders berührend war seine Beschreibung eines mehrwöchigen Urlaubs in Thailand, wo er täglich boxen ging und dabei die Möglichkeit hatte, abzuschalten und sein Gewicht zu vergessen. Er beschrieb diese Zeit als unbeschwert und befreiend.
Die Familie als Anker
Ein besonders bewegender Moment der Lesung war der Austausch zwischen Monchi und seinen Eltern. Im Buch „Niemals satt“ hatte Monchi einen offenen Brief an seine Eltern geschrieben, in dem er Antworten auf seine Fragen zu seiner Gewichtsentwicklung suchte. Diese Suche nach Verständnis führte dazu, dass seine Eltern ihm einen ehrlichen Antwortbrief zurückschrieben, der ebenfalls im Buch abgedruckt wurde.
Während der Lesung wurde ein Video gezeigt, in dem seine Mutter ihren Antwortbrief vorlas. Dieses intime Video berührte das Publikum tief und machte die emotionale Verbundenheit innerhalb der Familie deutlich. Es wurde klar, wie wichtig der Rückhalt und die Unterstützung seiner Eltern für Monchi waren – nicht nur in der Auseinandersetzung mit seinem Gewicht, sondern auch auf seinem Weg der Selbstreflexion und Veränderung.
Die Badewanne als Symbol der Intimität
Eine einzigartige Besonderheit von Monchis Lesung war die prägnante Rolle der Badewanne. Monchi hatte einen Großteil seines Buches in der Badewanne geschrieben, einem Rückzugsort, der ihm half, offen und ehrlich über sein Leben nachzudenken. Passend dazu war auf der Bühne eine echte Badewanne aufgebaut, in die sich Monchi während der Lesung bis auf die Unterhose auszog. Direkt aus der Badewanne las er ein Kapitel vor, das genau diesen Ort als Symbol für Reflexion und Kreativität thematisierte. Diese intime Darbietung verdeutlichte die Authentizität, die sich durch das gesamte Buch zieht.
Hansa Rostock und die Leidenschaft für den Fußball
Auch Monchis enge Verbindung zu Hansa Rostock, seinem Lieblingsfußballverein, spielt eine zentrale Rolle im Buch. Als treuer Fan beschrieb er, wie diese Leidenschaft ihn geprägt hat – mit all ihren Höhen und Tiefen. Monchi gab Einblicke in die emotionalen und manchmal exzessiven Momente als Ultra und sprach offen über impulsives Verhalten, das er früher oft an den Tag legte. Gleichzeitig betonte er, wie der Fußball ihm auch Stabilität und Gemeinschaft gegeben hat.
Das Buch: Eine Reise, die Hoffnung macht
„Niemals satt“ ist mehr als eine klassische Abnehmgeschichte. Es ist ein Buch über Selbstreflexion, den Mut zur Veränderung und den täglichen Kampf, den viele Menschen kennen. Monchi erzählt mit schonungsloser Ehrlichkeit und Selbstkritik, was es bedeutet, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, ohne dabei perfekt sein zu müssen. Dabei verwebt er seine persönliche Reise mit der Geschichte seiner Karriere als Musiker, seinem Engagement gegen rechte Strukturen und den prägenden Momenten seines Lebens.
Fazit: Ein Abend, der bewegt
Die Lesung in Vegesack war ein voller Erfolg und zeigte Monchi nicht nur als Musiker, sondern auch als großartigen Geschichtenerzähler. Mit Einblicken in seine persönliche Entwicklung, den kreativen Schreibprozess und seine Hansa-Rostock-Vergangenheit schuf er eine Verbindung zu seinem Publikum, die lange nachhallt. Sein Buch ist ein Muss für alle, die sich nach mehr Leichtigkeit und Ehrlichkeit im Leben sehnen. Für die Besucher bleibt der Abend als inspirierender Moment in Erinnerung, der Mut macht und zum Nachdenken anregt.