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BRUCE SPRINGSTEEN: „Only the strong survive“

Was macht man, wenn man mit eigenen Kompositionen schon alle nennenswerten Preise abgesahnt und somit den eigenen Namen in der Welt der Musik einzementiert, hat? Man nimmt sich der Musik Anderer an und re-interpretiert jene! Dies ist zumindest der von Bruce Springsteen gewählte Weg.

Am 11.11.2022 veröffentlichte die Rock-Legende sein 21. Studioalbum unter dem Namen „Only the strong survive“. Wie vorhin schon angemerkt handelt es sich um ein Cover-Album, genau genommen um das zweite dieser Art, da der Großmeister schon 2006 mit „We Shall Overcome: The Seeger Sessions“ überrascht hat. Diesmal hat die Springsteen dem Soul und R&B gewidmet und satte 15 Songs von Größen wie Ben E. King, William Bell oder Jimmy Ruffin gecovert.

Natürlich hat er dies nicht alleine getan, sondern mit Unterstützung von Ron Anielo (Drums, Bass, Percussion, Guitar, Piano, Organ, Keys, Farfisa, Backing Vocals), The E-Street Horns, Sam Moore (Vocals), Rob Mathes (String Arrangements) und einem 6 köpfigen Backing-Vocal-Team. Ein gewaltiges Aufgebot, doch ebenso notwendig um die doch ausgefeilten Kompositionen würdig zu reproduzieren.

Wie auch immer, begonnen wird mit „Only The Strong Survive“ und „Soul Days“ und hier wirkt die Stimme von Springsteen, im Vergleich zu den Originalen, sehr rockig. Kein Wunder, denn die rauchige Stimme des Großmeisters gleitet eben nicht so geschmeidig durch das Klangbild wie eine hohe klare Stimme. Dieser Part wird jedoch vom Backgroundchor gekonnt ausgeglichen. In „Nightshift“ wird es etwas ruhiger und hier zeigt Springsteen, dass er sehr wohl auch glatt soulig abliefern kann.

Die aufgekommene Stimmung hält sich bis zu „The Sun Ain`t Gonna Shine Anymore“, denn hier bekommt man eine Ladung Liebeskummer aufgetischt. Mit „Turn Back The Hands Of Time“ wird kurz aufgelockert, bis vorheriges Thema mit „When She Was My Girl“ wieder aufgebracht wird. Die Abwechslung zwischen melancholische und heiter zieht sich bis zu „Any Other Way“ durch. Ab hier bleibt es dann textlich eher emotional und 70er Jahre lastig. 

Fazit: Die große Frage vor dem Hören des Albums war definitiv, ob die eher rauchige Stimme von Springsteen gut zu den doch teils ursprünglich glatt melodisch gesungenen Songs passen würde. Schlussendlich war ich überrascht, was Meister Springsteen stimmlich hinbekommt. Die doch sehr emotionalen souligen Songs sind nicht einfach zu covern, doch Springsteen hat es gekonnt geschafft. Etwas komisch bleibt das Album schlussendlich schon, denn Springsteen, welchen man mit Lederjacke auf der Bühne rockend im Kopf hat, engelsgleiche süße Soul-Balladen trällern zu hören, ist dezent befremdlich. Wie auch immer! Das Album ist im Großen und Ganzen ein weiteres gelungenes Werk aus den Händen einer Legende und hat 8 von 10 Punkten verdient.

 
Bewertung:

GENRE: Rock

TRACKLIST:

1. Only 
2. Soul Daysft. Sam Moore
3. Nightshift
4. Do I love you (indeed I do)
5. The sun ain`t gonna shine anymore 
6. Turn back the hands of time
7. When she was my girl 
8. Hey, Western Union man 
9. I wish it would rain 
10. Dont play that song
11. Any other way
12. I forgot to be your lover ft. Sam Moore
13. Rooms of gloom 
14. What becomes of the brokenhearted
15. Someday we`ll be together

--> Musikvideo: Bruce Springsteen - Do I Love You (Indeed I Do)

 

VÖ: 11.11.2022
Format: CD / Vinyl / Digital
Label: Columbia A&R Ops
Vertrieb:
Auf Tour im Norden: -

Rezensent: Gregor

Rezensionen:

--> BRUCE SPRINGSTEEN: „Western Stars“

--> BRUCE SPRINGSTEEN: „Letter to you“