MARIUS MÜLLER-WESTERNHAGEN: „Das eine Leben“
Insgesamt 10 Jahre stehe ich nun schon selbst auf der Bühne und habe bei unendlich vielen Festen immer wieder die Nummer „Willenlos“ von Marius Müller-Westernhagen vortragen dürfen. Nun ist es einmal an der Zeit, dass ich den mittlerweile schwerst in der deutschen Musikwelt einzementierten Star nicht vortrage, sondern über seine neueste Scheibe schreibe.
Am 20.05.22 hat der Schauspieler und Musiker sein 23. Studioalbum namens „Das eine Leben“ veröffentlicht. Viele Künstler, wenn nicht alle, hatten es in den vergangenen 2 Jahren enorm schwer und viele haben diese Schwere in Musik umgewandelt. Ähnlich verhält es sich mit diesem Album, wenn man auch die insgesamt 11 Songs nicht nur auf dieses Thema reduzieren darf.
Der Opener des Albums „Ich will raus hier“ spricht die Pandemie zwar direkt an, weitet sich jedoch thematisch direkt in den Zeilen darauf. Ein gewisses Gefühl von Platzangst hatten wohl viele von uns während dieser Zeit. Der Refrain spricht mir persönlich jedenfalls aus dem Herzen. Das Westernhagen so einen Song liefert, nachdem er mit seiner Frau in der ersten Phase der Pandemie in Kapstadt fest saß, ist nicht gerade verwunderlich. Wie man es von dem Unikat gewohnt ist hat er in den 11 Songs wieder einmal kein Blatt vor den Mund genommen und so stellt er im zweiten Song fest, dass man es in der heutigen schnelllebigen Zeit nicht gerade einfach hat.
Vom Sound her erinnern die Songs immer noch dezent an die Rolling Stones, wenn auch der Gesang seinen ganz anderen Charme hat. Nach den eher rockigen Songs wird es mit „Achterbahngedanken“ sehr ernst und melancholisch. Die Art wie hier ein Zustand der geistigen Verwirrung lyrisch dargelegt wird ist wirklich gekonnt und beeindruckend. Nach so einem betrübenden Song wird es dann mit „Zeitgeist“ zwar textlich nicht weniger ernst, jedoch instrumental etwas lockerer. „Spieglein, Spieglein an der Wand“ liefert dann im feinen 70er Jahre Rock Stil ab, bevor „Die Wahrheit“ die Stimmung wieder etwas trübt.
Wunderschön wird es mit der Ballade „Ich werde dich lieben bis in den Tod“. Seit „Freiheit“ weiß das ganze Land, wenn nicht die Welt, dass Westernhagen mit seiner Art zu betören weiß. Nach der wirklich schon fast zu Tränen rührenden Nummer wird mit etwas schwungvollerer Melodie und einer „Dunklen Phantasie“ weiter gemacht. In „Es geht immer nur so weit wie es geht“ wird noch kurz über die notwendig gegebenen Grenzen des eigenen Selbst philosophiert, bevor man dann zum „Abschiedslied“ kommt. Das „Abschiedslied“ ist jedoch nicht der letzte Song, denn ein Album mit einem Lied über Liebeskummer zu beenden wäre wohl doch etwas hart. Anstatt des trüben Endes gibt es mit „Wenn wir wieder über den Berg sind“ einen doch sehr hoffnungsvollen Abschluss.
Fazit: Für mich ist Marius Müller-Westernhagen einfach eine Legende der deutschsprachigen Musik. Es ist wirklich schön zu sehen bzw. hören, dass er immer noch auf gekonnte, teilweise gewohnte, Art und Weise seine lebensnahen Texte zu vertonen weiß. Außergewöhnlich beeindruckt hat mich das Album nicht, doch schlussendlich habe ich es schon sehr genossen. Daher vergebe satte 9 von 10 Punkten.
--> Musikvideo: Westernhagen - Zeitgeist
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