Roland Kaiser begeisterte 20.000 Fans an zwei Abenden in Hamburg

Sascha Beckmann

Hamburg, 09./10.05.2025 – Wenn Roland Kaiser ruft, ist die Halle voll – das gilt auch mit 73 Jahren noch uneingeschränkt. An gleich zwei aufeinanderfolgenden Abenden, am Freitag und Sonnabend, spielte der Grandseigneur des deutschen Schlagers in der Hamburger Barclays Arena vor insgesamt 20.000 Fans. Ein Triumphzug für den gebürtigen Berliner, der hier nicht nur ein musikalisches „Best-of“ präsentierte, sondern am Samstag auch seinen 73. Geburtstag feierte. Schon der Auftakt am Freitag ließ keinen Zweifel daran, dass Kaiser immer noch zur obersten Liga der deutschen Live-Künstler zählt. Als sich der 15 Meter hohe, ellipsenförmige Vorhang hebt und Kaiser im dunkelblauen Smoking die Bühne betritt, brandet Jubel auf. Mit dem Song „Ich werde da sein“ eröffnet er das Konzert – ein Versprechen an seine Fans und zugleich der Startschuss für einen Abend voller Hits, Erinnerungen und überraschender Momente.

Marathon durch 51 Jahre Musikgeschichte

Die Setlist gleicht einem Streifzug durch fünf Jahrzehnte Musikgeschichte. Klassiker wie „Joana“, „Santa Maria“ oder „Warum hast du nicht Nein gesagt?“ fehlen ebenso wenig wie neue Titel aus dem aktuellen Album „Marathon“, das im Frühjahr Platz zwei der deutschen Charts erreichte. Fast jeweils 30 Songs bringt Kaiser an beiden Abenden auf die Bühne, darunter auch emotionale Höhepunkte wie eine Version von „Lass es Liebe sein“ – als Hommage an die kürzlich verstorbene Sängerin AnNa R. von Rosenstolz.

Roland Kaiser © Nordevents

Mit seiner sechs- bis zehnköpfigen Band – darunter E-Gitarrist, Saxofonistin und ein Streicherquartett – sorgt Kaiser für einen satten Sound, der mal nach Disco klingt, mal nach Chanson, und immer wieder auch internationale Einflüsse aufgreift. Besonders im Medley mit Songs wie „New York, New York“ und „It Never Rains in Southern California“ blitzt die Inspiration seiner Weltreise auf, von der er erst kürzlich nach 111 Tagen zurückgekehrt ist – losgefahren übrigens von Hamburg aus. Am Sonnabend dann das emotionale Highlight: Roland Kaiser feiert seinen 73. Geburtstag – auf der Bühne, mit 11.000 Fans im Rücken. Zwar macht er selbst kein großes Aufheben darum, doch das Publikum übernimmt diesen Part mit umso mehr Begeisterung. Die Stimmung ist ausgelassen, LED-Kränze blinken, Menschen tanzen Discofox zwischen den Sitzreihen, und in der Halle herrscht eine Atmosphäre zwischen Festzelt und Opernhaus – ganz im Stil des „Gentleman im Dreiteiler“.

Mit feiner Ironie kommentiert Kaiser auch an diesem Abend sein Image: „Ich höre oft, meine Texte seien schlüpfrig – was ist daran so schlimm?“, fragt er augenzwinkernd. Der Song „Du, deine Freundin und ich“ bringt die Arena endgültig zum Kochen. Dass er kein Tänzer ist, gibt Kaiser freimütig zu – doch sein Charisma wiegt das mehr als auf. Neben Musik gibt es auch klare Worte: Kaiser spricht über Weltoffenheit, Respekt und Toleranz – Werte, die ihm wichtig sind. „Die Regierung muss jetzt liefern – ein weiterer Rechtsruck wäre fatal“, sagt er am Freitagabend, was im Publikum auf breite Zustimmung trifft. Deutliche Worte, die in der Schlagerszene keineswegs selbstverständlich sind.

Zweieinhalb Stunden Dauerparty

Beide Abende dauern jeweils gut zweieinhalb Stunden – abzüglich einer kurzen Pause. Kaiser zeigt, dass er nichts verlernt hat: Seine Stimme trägt, seine Bühnenpräsenz fesselt, und seine Songs – alt wie neu – lassen kaum jemanden auf den Sitzen. Mit „Sieben Fässer Wein“ und „Bis zum nächsten Mal“ verabschiedet sich der Künstler schließlich von seinem Hamburger Publikum – nicht ohne das Versprechen, bald zurückzukehren.

Fazit: Roland Kaiser feiert in Hamburg nicht nur wie der Hafen an diesem Wochenende seinen Geburtstag, sondern vor allem sich selbst – als Ausnahmekünstler, als Entertainer, als Stimme einer Generation. Was bleibt, ist die Erkenntnis: Schlager kann auch Haltung zeigen – und Roland Kaiser ist und bleibt dessen würdigster Vertreter.


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