GOLDMÄDCHENMORD

Antje

Von Heidi Amsinck

Erscheinungstermin: 29. Dezember 2023
Genre: Scandi Crime, Thriller, Kriminalroman, Kriminaljournalismus
Einband: Broschiertes Buch
Seitenzahl: 336 Seiten
ISBN: 978-3-426530276

Verlag: Knaur Verlag

Bewertung: 8 von 10
Inhalt/ Klappentext:

In Klampenborg, einem reichen Vorort von Kopenhagen, wird die neunzigjährige Irene Valborg erschlagen in ihrer Villa aufgefunden. Zunächst deutet alles auf einen missglückten Einbruch hin, besonders da eine Diamanthalskette fehlt. Die Tochter des Opfers misstraut dem ermittelnden Kommissar Henrik Jungersen und bittet Jensen um Hilfe. Jensen stößt auf einige Ungereimtheiten, unter anderem die Frage, wie sich das Opfer in den 90ern plötzlich eine Diamanthalskette leisten konnte. Inzwischen bekommt es Henrik mit zwei weiteren Morden an älteren Menschen zu tun. An allen Tatorten findet er Fotos desselben Mädchens, die in die 90er Jahre zurückführen. Doch nach dem Ende ihrer Affäre sind weder Jensen noch Henrik sonderlich erpicht auf eine Zusammenarbeit.

Rezension:

Neuentdeckung für mich, die Autorin Heidi Amsinck. Ihren Debutroman „Schneeflockengrab“ habe ich vorab nicht gelesen, ihre Hauptprotagonisten, die Investigativ-Journalistin Jensen und Hauptkommissar Jungersen werden auch im 2. Band gemeinsam grausame Mordfälle an hochbetagten Menschen klären. Die Ermittlungen und die Zusammenarbeit bzw. der Austausch von Informationen ist sehr zäh und gerät oft ins Stocken, da die beiden ein Liebesverhältnis hatten. Henrik Jungersen hat einiges verloren und aufs Spiel gesetzt in seinem Privatleben. Momentan lebt er in Scheidung, seine Ehefrau hat ihn vor die Tür gesetzt, er verbringt seine Nächte teils auf der Kopenhagener Dienststelle, teils in Hotels. Noch immer vermisst er Jensen, will er aber seine Frau zurückgewinnen, darf er keinen Kontakt zu Jensen aufnehmen.

Regitse, die Tochter des ersten Opfers Irene Valborg nimmt Kontakt zu Jensen auf, da sie den Ermittlungsarbeiten der Kopenhagener Polizei nicht traut, für Henrik Jungersen empfindet sie mehr als Antipathie. Regitse geht es hautptsächlich um das sehr wertvolle verschwunde Diamantcollier ihrer Mutter, ansonsten hatte sie nicht mehr viel Kontakt zu ihrer betagten Mutter, sie nennt sie „die Eiskönigin.“

Weitere, grausame Mordfälle an alten Menschen mehren sich, ein alter Herr wir in seinem Schrebergarten ermordet, eine alte Dame gar im Pflegeheim überfallen. Tragen die Fälle einen „Serienmörder“ Stempel? Die Ermittler geraten unter Zeitdruck, die Presse und die Vorgesetzten wollen Ergebnisse sehen.

Jungersen und Jensen ermitteln parallel in verschiedene Richtungen. Jensen hat einen Praktikanten im Schlepptau, Gustav, der Neffe ihrer Ex-Chefin beim „Dagbladet“. Ein Schulverweigerer und leicht depressiver junger Mann. Margarethe hofft, dass Jensen ihn wieder „einnorden“ kann.

Dieser erweist sich als große Hilfe, als an den Tatorten der Morde alte, vergilbte Fotos eines Mädchens auftauchen, es sind Fotoabzüge. Bei den Mordopfern wurde dieses identische Foto gut versteckt. Aber nur so gut, dass es die Ermittler der Polizei gut finden konnten.

Und nach und nach wird klar, dass es auch schon in den 90-er Jahren unter Jugendcliquen Mobbing und körperliche Gewalt gab. Und genau hier kann Gustav seine Expertise einbringen.

Wie die Mordopfer in dieses Raster passen? Es bedarf noch einiger Ermittlungserfolge und Recherchen durch Jensen, Gustav und Henrik Jungersen, um die Sachverhalte und menschlichen Schicksale, auch die des „Mädchen auf dem Foto“ (siehe Originaltitel) vollkommen aufzuklären.

Nichtsdestotrotz endet der Scandi Thriller mit einem kleinen Cliffhanger, gar nicht im Sinne von Kommissar Jungersen. Eine Fortsetzung mit Jensen im gelben Ostfriesennerz vor der Kulisse Kopenhagens im, natürlich grau kalten skandinavischen Regenvorhang, ist garantiert. (identische Gestaltung Buchrücken Band 1 und 2.)

Fazit:

Wie der Vorname der Journalistin Jensen lautet? Das wird von der Autorin in diesem Band 2 leider nicht erwähnt. Jensen nennt sich nur Jensen, auch bei offiziellen Nachfragen.

Menschliche Abgründe und Schwächen, Lügen und Notlügen, aber auch posttraumatische Belastungsstörungen bei Jungersen (Band 1), familiäre Konflikte an allen Fronten – so baut die Autorin langsam einen Spannungsbogen auf. Wer hat ein Motiv, wem kann man noch vertrauen.

Realistisch geschrieben, sehr gut recherchiert, es ist zu merken, dass Heidi Amsinck als Jornalistin tätig ist. Gut in einem Rutsch zu lesen, ein wahrer Scandi-Crime Thriller ist dieser Band nur auf wenigen Seiten, wenn die forensische Abteilung, allen voran Kommissar Jungersen, die Leichenfunde begutachtet. Das ist dann unter Umständen zu viel für schwache Gemüter.

Somit ein sehr guter Kriminalroman aus Skandinavien mit allen Vorzeichen für einige Fortsetzungen um Jensen, vielleicht verrät sie uns ihren Vornamen in Band 3 oder 4.

Warum der passendere Originaltitel nun in Goldmädchenmord für den deutschsprachigen Raum umgewandelt wird, erschließt sich mir nicht.

Autorin:

Heidi Amsinck ist in Kopenhagen geboren und aufgewachsen. Als Journalistin hat sie viele Jahre lang für die dänische Presse über Großbritannien berichtet, unter anderem als London-Korrespondentin der Tageszeitung Jyllands-Posten. Außerdem hat sie an der Birkbeck University of London Creative Writing studiert und zahlreiche Kurzgeschichten für das Radio geschrieben. Schneeflockengrab war erster Roman. Nun folgt die Fortsetzung mit „Goldmädchenmord“.

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