Interview mit DON AIREY

Gregor Eder

Von Gregor Eder

Don Airey ist aktuell bekannt als Keyboarder von Deep Purple. Der virtuose Musiker hat in der Geschichte seines Schaffens aber weitaus mehr bespielt und aufgenommen als man glaubt. Nach einigen Live-Alben veröffentlicht Airey nun am 28.03.2025 sein neuestes Album namens „Pushed to the Edge„. Dankenswerterweise durfte ich mich mit ihm via Zoom zu einem Interview treffen und mit ihm etwas über das Album und ein paar andere Themen plaudern.

Wie ihr es von mir gewohnt seit, fackelte ich nicht lange herum und stellte direkt nach einer kleinen Vorstellung meine erste Frage: „Nun hast du ja, wenn man die Live-Alben nicht mitzählt, schon länger kein Solo-Album mehr veröffentlicht. Was ist in der Zwischenzeit passiert und wie kam es zu „Pushed to the Edge?“

Don lachte und meinte: „Keine Ahnung! Das ist schon sehr lange her. Also eines Tages bekam ich einen Anruf von EarMusic und wurde gefragt, ob ich noch ein Solo-Album machen wolle. Daraufhin hab ich meinen Kollegen Simon McBride angerufen und jenen wiederum gefragt, ob er Lust hätte noch ein Album mit mir zu machen. Er stimmte direkt zu und fragte, wenn wir damit loslegen würden. Ich antwortete nur: „Morgen!“. So kontaktierte ich alle anderen Kollegen, welche dann auch direkt zu mir flogen. Wir probten 2–3 Tage und marschierten direkt in die Headline Studios in Cambridge, nicht weit von dort wo ich wohne. Es ist zwar nicht das größte Studio, aber Piers Mortimer, der Techniker, hat dort ein Neve-Pult, wunderbare alte Mikrofone und alles was man sich an Equipment wünschen kann. Dort nahmen wir in einem Raum auf, wobei die Verstärker woanders standen, doch wir waren in einem Raum mit dem Schlagzeug und unser Drummer ist nicht gerade der Leiseste. Es war eine intensive Session und mit dem Schlagzeug im Raum fühlte es sich an, als würden wir live spielen. Schlussendlich war es eine wirklich interessante Erfahrung und nach 5 Tagen waren wir fertig, bis auch ein paar Solos. 2 oder 3 Songs haben wir ja sogar im Studio geschrieben.«

Gemeinsam in einem Raum aufzunehmen und so auch ein bisschen Live-Feeling in die Aufnahmen einfließen zu lassen kann nur eine interessante Erfahrung sein und so stimmte ich Don hier absolut zu. Ich erklärte, dass ich auch schon auf diese Art aufgenommen habe und es ein wirklicher Genuss war, aber auch eine Herausforderung.

„Ich habe ja mit dieser Band auch schon einige Touren gespielt. Meist haben wir da 3 Wochen miteinander verbracht und in allen möglichen Veranstaltungsstätten gespielt. Dadurch sind wir ein eingespieltes Team und wollten die Songs auch in diesem Modus live einspielen. Es war ein wirklich schöner Moment als wir das dann auch geschafft haben.« erklärte Don.

Fotocredit: Franz Schepers

Nachdem mich auf dem Album ein Song speziell beeindruckt hat, musste ich folgende Frage stellen: „Mein absoluter Liebling im Album ist „Girl from Highland Park„, speziell der Gitarrensound hat mich beeindruckt. Wie ist dieser Song entstanden?“

Don antwortete: „Der Song entstand erst am Ende der Session. Wir starteten an einem Montag und beendeten die Session um 4 Uhr am Abend, weil Dave Marks (Bass), wenn ich mich richtig erinnere, einen Gig im London Paladium hatte. Nachdem er gegangen war, saß ich da und überlegte, was wir nun noch machen könnten. Dann kam mir die Idee zu einem etwas nostalgisch klingenden Song und begann herum zu probieren. Wenn man genau hinhört, dann merkt man, dass Simon bei gewissen Passagen nicht mit einsteigt, da er nicht wusste, was ich da spiele. Ich wusste ja selbst teilweise nicht, was ich da gerade spielte. * lacht * Man kann sagen, dass der Song teilweise einfach improvisiert ist. Das Solo ist auch wirklich sehr gut geworden. Ich hatte die Idee hier mit einer akustischen Gitarre zu arbeiten, doch Simon hatte leider keine dabei, meinte aber, dass er dafür ein Pedal hätte. Da musste ich schon lachen, da Simon wirklich für alles ein Pedal hat. Wenn man auf sein Pedalboard schaut, dann wird man von so vielen blinkenden Lichter angeleuchtet, dass man fast blind wird. Jedenfalls ist das Solo wunderschön geworden.«

Hier konnte ich abermals nur zustimmen! Simon McBride ist ein wirklich genialer Gitarrist, doch bevor ich hier zu sehr abschweife, verweise ich euch lieber auf unser Interview, welches ihr –> hier finden könnt.

Nachdem wir nun etwas die Entstehung des Albums abgearbeitet hatten, interessierte mich folgendes: „Was ist grundsätzlich deine bevorzugte Weise des Songwritings? Schreibst du hauptsächlich so wie bei diesem Album gemeinsam mit anderen?“

„Für mich war es immer schon dasselbe. Man geht in einen Raum mit einer Band. Dann steht man aus der Perspektive des Keyboarders einer großen Wand von Verstärkern gegenüber und denkt sich: „Zeit Spaß zu haben“. So beginnt es auf jeden Fall meistens. Dann geht es hauptsächlich um Riffs und als Keyboarder kümmert man sich dann eher um die Intros, Übergänge und das Arrangement im Generellen. Rock-Musiker tendieren gerne dazu, immer wieder die gleiche Formel zu bedienen, aber ich versuche dem Ganzen etwas mit Tonartwechsel und Ähnlichem entgegenzuwirken. Schlussendlich geht es immer darum, gute Ideen in Musik zu verwandeln. Das schafft nicht jeder und es ist ja auch nicht einfach. Keiner weiß zu 100% wie man es macht, doch am Ende passiert es. Ich weiß oft selbst nicht wie es funktioniert, aber es funktioniert. Gewisse Parts und Songs kommen manchmal schnell zusammen und ein anderes Mal dauert es. Jimi Hendrix hat einmal gesagt: „An einem guten Tag bin ich nur der »Messenger«.“ erklärte Don.

Für mich war es immer schon dasselbe. Man geht in einen Raum mit einer Band. Dann steht man aus der Perspektive des Keyboarders einer großen Wand von Verstärkern gegenüber und denkt sich: „Zeit Spaß zu haben.“

Don Airey

Man kann also sagen, dass Don hinsichtlich des Themas Songwriting sehr offen, aber in der Band selbst arbeitet. Zum Abschluss stelle ich noch eine etwas witzige Frage: „In den Credits des Albums ist mir etwas Interessantes aufgefallen. Anscheinend hast du nicht nur komponiert, arrangiert und Keyboard gespielt, sondern auch noch den Gong bedient. Welche Wichtigkeit hat dieser Gong und warum?“

Don lachte lautstark und meinte: „Warte einmal, ich weiß nicht einmal mehr, wann ich den Gong gekauft habe. *schmunzelt und denkt kurz nach* Ach ja! Vor vielen Jahren haben wir einmal eine Aufnahme für ein Klassik-Album, welches nicht veröffentlicht wurde, und eines der Lieder war „The Rite of Spring“ von Stravinsky, zumindest der erste Teil. Als ich das Ganze zum ersten Mal spielte, dachte ich mir, dass wir, sollten wir das Lied live spielen, unbedingt einen Gong brauchen. So kam es zu dem Gong und natürlich habe ich den nur höchstpersönlich gespielt. Da habe ich meinen Drummer nicht herangelassen (lacht)«.

Ich bin noch immer dankbar für dieses nette Interview, da ich durch die Recherche dazu erst realisiert habe, bei wie vielen meiner favorisierten Alben Don mitgespielt hat. Natürlich hat mich dieses Wissen im Vorhinein etwas nervös gemacht, aber Don hat mit seiner entspannten Art dafür gesorgt, dass die Nervosität schnell verflog. Abschließend möchte ich mich nochmals bei ihm für das absolut feine Interview bedanken und kann euch nur „Pushed to the Edge“ (–> Rezension) empfehlen, falls ihr Lust auf wirklich ausgefuchste Rock-Musik habt.

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