Von Gregor Eder
Die Kapelle ist mit neuer Musik zurück! Die Truppe aus Hamm hat sich mit der neuen Scheibe „Hamm“ zurück gemeldet und was es mit diesem Werk auf sich hat durfte ich in einem Interview mit Sänger und Gitarristen Guido „Opa“ Scholz“ besprechen.
Nach einer kurzen Begrüßung legte ich wie gewohnt mit der ersten Frage los: “ Mein lieber Guido! Wie sieht es denn aktuell mit den Arbeiten rund um das Album aus? Was tut sich denn so bei euch?“
„Also im Moment bereiten wir uns natürlich auf die kommende Tour vor und proben sehr viel. Direkt nach dem Release, also Anfang Januar, geht es mit der Tour los. Da unser Album ja „Hamm“ heißt, also wie die Stadt, aus der wir kommen, haben wir uns gedacht, dass wir doch auch direkt mit der Stadt ein paar Projekte anreißen könnten. Wir sind auf die Idee gekommen, dass wir in der Innenstadt einen Pop-up-Store eröffnen. Daraufhin haben wir unsere Stadtväter kontaktiert und gefragt, ob wir einen Laden für 4–5 Tage haben könnten um dort in der Release-Woche unser Album und Merchandise zu verkaufen, sowie ein paar Konzerte zu spielen. Dort wird es dann auch einige Überraschungen geben, doch es ist natürlich gerade ein großer Aufwand, da der Laden einfach leer steht. Der hat keine Heizung, keine Sofas, einfach nichts. Da müssen wir akut eben daran arbeiten, dass es auch gemütlich wird und das ist neben dem Release sehr viel Arbeit. Alles macht total Spaß, ist zeitintensiv, aber auch total schön.“ erklärte Guido.
Fotocredit: Marcel Strecker
Derartige Projekte finde ich immer wieder genial und vor allem, wenn man damit seine Heimatstadt unterstützen kann und vielleicht somit etwas von dem, was man bekommen hat zurück gibt. Hinsichtlich des neuen Albums war mir aufgefallen, dass doch etwas mehr Nostalgie oder Melancholie in den Songs mitschwingt als auf dem Vorgänger. Daher fragte ich: „Mir kommt das Album doch etwas melancholischer vor als die Anderen. Hat das etwas damit zu tun, dass das Album so direkt mit eurer Heimatstadt zusammenhängt?“
Guido meinte: „Eigentlich gar nicht! Wir wussten ja eigentlich gar nicht, dass das Album so heißen würde. Wir haben einfach Songs geschrieben, Songs geschrieben, Songs geschrieben und als wir dann fertig waren, dachten wir erst darüber nach wie die Platte heißen soll. Wir hatten keinen Einfall und dann haben wir unserem Grafiker die Songs gegeben und der meinte, dass sich das alles doch irgendwie um Hamm dreht. „Mittelmäßiges Leben“, nichts Halbes, nichts Ganzes und so weiter. Daraufhin haben wir uns nochmal mit den Songs auseinandergesetzt und gemerkt, dass da wirklich überall irgendwie eine Essenz von zu Hause drinnen ist. Das war dann auch irgendwie beängstigend, denn ich glaube, dass jedes Album, wenn man es schreibt, schon irgendwo einen roten Faden hat. Bei den „Vier Jahreszeiten“ war der ja von Beginn an klar. Aber diesmal haben wir das erst im Nachhinein herausgefunden, was total spannend war.
Als nostalgisch würde ich das Ganze nun aber nicht bezeichnen. Wir mögen zwar unsere Stadt, aber es wäre jetzt nicht so, dass wir sagen, dass Hamm die schönste Stadt der Welt ist. Sie ist eher eine graue Maus, aber auch irgendwo einfach unser Zuhause. Wir lieben das hier, wir sind hier aufgewachsen, hier hat alles begonnen und wird hoffentlich auch irgendwann einmal schön zu Ende gehen. Ich glaube das Nostalgische, was du meinst, liegt in der Natur der Sache. Wenn man älter wird, hat man einfach etwas mehr Zeit, auf die man zurückblicken kann und ich glaube, wenn man mit 17–18 ein Album hat man dieses Gefühl, dass die Zukunft vor einem liegt und danach kann man darauf zurückblicken und anders davon denken. Die Beziehungen, die man eben mit der Vergangenheit hat, sind einfach wesentlich mehr, als noch vor anderen Alben.“
Eine wirklich sehr schlüssige Erklärung. Mir war beim Hören des Albums das Wort „andächtig“ des Öfteren durch den Kopf gegangen und erklärte Guido, dass mich die Songs zum Nachdenken über mich selbst motiviert hatten.
„Die neuen Songs sind auf jeden Fall etwas ernster, auch melancholisch, aber die Essenz für mich ist, dass man auch aus dieser Melancholie versucht das Positivste rauszuholen. Das ist irgendwie auch der Kernansatz der Band für mich.“
Guido „Opa“ Scholz
„Das ist total schön! Ich glaube auch, dass das etwas die Essenz des Albums ist. Es ist kein Masterplan, den man da hat und man schreibt einfach Nummern und findet seinen Stil. Ich meine es wäre ja auch schlimm, wenn wir nach den vielen Jahren noch nicht unseren Stil gefunden hätten. Es ändern sich eben die Themen. Die neuen Songs sind auf jeden Fall etwas ernster, auch melancholisch, aber die Essenz für mich ist, dass man auch aus dieser Melancholie versucht das Positivste rauszuholen. Das ist irgendwie auch der Kernansatz der Band für mich.“ erklärte Guido.
Ein edler Ansatz, den ich nur vertreten kann. Bevor ich meine nächste Frage an Guido hinausschoss, erklärte ich ihm, dass der Albumtitel in meinem Dialekt lustigerweise, mit lang gezogenem a, „Zuhause“ bedeutet. Nachdem wir etwas gelacht hatten, fragte ich abschließend: „Ein Song, der mir speziell gefallen hat war „Keine Lieder für Böse Menschen“. Wie ist dieser Track entstanden?“
„Der Song hat auch schon wieder einen Hamm-Zusammenhang. Wir haben hier drei Lokal-Zeitungen, welche immer und immer wieder dieselben Themen bespielen. Die kommen auf nichts als „Früher war eh alles besser!“ oder „Heute kann man ja nicht mehr rausgehen.“ Damit wird so viel Wut, Hass und Ärger geschürt, was mich einfach total nervt. Immer nur dieses Böses ist einfach ätzend und ich hatte immer das Bedürfnis darüber einen Song zu schreiben. Es ist aber schwierig für so etwas die richtigen Worte zu finden.
Irgendwie ist der Song dann entstanden und ich war mir nicht sicher ober gut ist wie er ist, doch mittlerweile bin ich froh darüber, dass er eben so ist. Er sagt einfach genau das, aus was mir wichtig war. Also, dass ich verstehe, dass es jemandem beschissen geht, aber auch klarstelle, dass man deswegen nicht mit der Axt in den Wald hauen muss bis zur Vernichtung. Sei einfach nicht Scheiße und bleib einfach cool! Also wieder einmal mit etwas Kapelle-Naivität das Beste aus dem was man hat herausholen. Bei den aktuellen Proben ist der Song mein Lieblingssong.“ meinte Guido.
Sehr lustig, dass Guido und ich denselben Song am Album favorisieren! Ich hatte mit Guido wirklich eine ausgezeichnete Zeit und wir plauschten noch etwas bis zum Ende der Interview-Zeit. Somit möchte ich mich auf diesem Wege noch einmal bei Guido für den entspannten Abend bedanken und euch da draußen „Hamm“ wärmstens empfehlen, wenn ihr Lust auf wirklich feinen deutschen Indie-Rock habt.
Die Rezension des neuen Albums gibt es –> hier.
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