Interview mit Henning Wehland von H-BLOCKX

Gregor Eder

Von Gregor Eder

Was wünscht man sich als Musiker mehr als in jungen Jahren eine Band in der Schule zu gründen, welche dann nicht nur über 30 Jahre besteht, sondern auch noch international erfolgreich ist? Ich hatte mir das zumindest als junger Punk gewünscht, doch bisher ging dieser Wunsch noch nicht ganz in Erfüllung. Anders lief es hingegen für Henning Wehland! Mit seiner Band H-Blockx durfte der Musiker einige große Bühnen der Welt bespielen und vergangenen Oktober, mit einer Tour, das 30. Jubiläum gebührend feiern.

Abgesehen von der feinen ausverkauften Tour wurde auch noch die neue Single „Fallout“ veröffentlicht und dankenswerterweise durfte ich mit Henning zu genau diesen Themen und noch etwas mehr, ein Telefonat führen.

„Es war also kein Nostalgischer-Trip, sondern eine Erinnerung an das, was früher gut war. „

Nachdem ich mich vorgestellt hatte, legte ich wie gewohnt mit meiner ersten Frage los: „Ihr habt ja nun die „Time To Move“-Tour gespielt. Wie war das Gefühl, wieder unterwegs zu sein?

„Also, es war tatsächlich das Größte, was wir bisher erlebt haben. Es war schon einmal ein gutes Zeichen, dass die Termine schon Wochen vorher ausverkauft waren. Aber dann muss man die Leute ja auch irgendwie abholen. Wir waren uns nicht so sicher, ob das Publikum noch so abgehen würde wie früher. Aber schlussendlich wurden wir bei absolut jeder Show gefeiert wie Rockstars. Es gab immer einen Moshpit und es war fast wie Mitte der 90er Jahre. Es war einfach unglaublich und viele Fans meinten, dass es sich wie eine Reise in ihre Jugend anfühlte. Anfangs dachte ich mir, was diese Aussage soll, da wir ja im Jetzt da waren und gespielt haben. Doch dann hab ich verstanden, dass die Musik einfach ein Gefühl aus der jeweiligen Jugend wieder aufleben lässt.

Es war also kein Nostalgischer-Trip, sondern eine Erinnerung an das, was früher gut war. Die Shows fühlten sich auch keineswegs wie ein Comeback an, da wir ja auch neue Nummern spielten, welche wir noch nie live gespielt hatten. Dave war ja dann auch mit uns auf der Bühne, was auch sehr schön war und so lebten einerseits alte Erinnerungen auf, aber auch viele positive Aspekte die Zukunft betreffend.“ erklärte Henning.

© Nordevents

Es war schön zu hören, dass die Tour so einen guten Verlauf genommen hatte. Nachdem die Band doch eine längere Zeit etwas still gewesen ist, fragte ich: „Ihr könnt ja nun schon auf über 30 Jahre Bandgeschichte zurückblicken. Was mich am meisten interessieren würde wäre, was eigentlich zwischen 2012 und 2022 passiert ist?

Henning meinte: „Das ist eine wichtige und gute Frage! Bis zur Tour hat es sich für uns gar nicht so angefühlt, als hätten wir eine so lange Pause eingelegt. Da wir ja abgesehen von der Pandemie immer wieder Shows gespielt haben und auch einfach so oft zusammengekommen sind. Man kann sagen, dass uns einfach der Grund fehlte, warum wir uns in den Proberaum stellen sollten. Es fing dann wieder 2019 mit einem Konzert in Münster an, bei welchem 10000 Leute waren und wir feststellten, dass wir wieder Bock darauf hatten. Ab dem Zeitpunkt trafen wir uns wieder regelmäßig im Proberaum, um Musik zu hören und aus Spaß Musik zu machen.

Aus dieser Phase ist dann um 2022 auch die Idee entstanden neue Sachen auszuprobieren und zu der Zeit entstand auch die Idee zu „Fallout“ und einem weiteren Song. Seither machen wir eigentlich Musik für den Moment, wie es eigentlich auch sein sollte. Wir sind wieder im Proberaum und haben einfach Spaß, ohne große Erwartungshaltung. Auch von Außen gibt es keinen Druck eines Labels oder Managers, sondern es geht nur rein um die Musik. Ich glaube, es war für uns wichtig, mit gewissen Sachen abschließen zu können und auch aus dem richtigen Grund Musik zu machen, da ich glaube, dass wir immer noch etwas mit unserer Musik zu sagen haben. Mitunter war diese Zeit auch sehr wichtig, da wir „Time To Move“ für uns neu entdecken konnten und so auch wieder wissen, was die DNA der Band ist.“

Es scheint als wäre die Pause der Band gut bekommen, auch wenn die Pause keine Absolute war. Mit „Fallout“ hat die Band ja nun seit Langem einmal eine neue Single inklusive Video veröffentlicht. Bei dem Video ist klar sichtbar, dass mit KI gearbeitet wurde, daher stellte ich folgende Frage: „Im Video zu „Fallout“ habt ihr ja auch KI eingesetzt. War das von Anfang an klar, dass ihr KI für das Video nutzen möchtet? Oder besser gesagt wie kam es zu der Idee so vorzugehen?

„Be yourself! Der Sinn des Lebens ist es wahrscheinlich ständig zu versuchen immer näher daran zu kommen man selbst zu sein. Das klingt einfach, ist aber im Endeffekt schwieriger als ich dachte.“

Henning Wehland (H-Blockx)

„Also ich bin von Haus aus auch kein Freund von KI, aber ich bin mittlerweile begeistert von dem Gedanken vor welche Herausforderung es mich als Menschen stellt. KI wirft einfach die Frage auf, wozu wir sie brauchen und was das Ganze mit unserer Gesellschaft macht. Letzten Endes ist ja der Drang der Menschheit, so wie ich es zumindest verstehe, immer wieder sich das Leben einfacher zu machen. Wir sind ja, was KI angeht schon an einem Punkt angelangt, an welchem die Entwicklung jener auch ohne Menschen funktioniert und so muss man sich die Frage stellen, was man eigentlich selbst aus Überzeugung tun will. Also nicht nur vereinfacht durch eine KI zu kommerziellen Zwecken. Jedenfalls kam es durch meinen Freund Andreas Loff, welchen man als Pionier in Sachen KI bezeichnen kann, zur Idee das Video so zu gestalten. Die Idee war uns in eine Matrix zu stellen, in welcher wir den Spirit der 90er haben, also das verkörpern wo wir herkommen, in Kombination mit der Verzerrung der digitalen Welt. Letzten Endes macht das Video auch klar, dass die KI nicht die Realität abbildet, sondern die Möglichkeit bietet, die Absurdität unseres Seins oder der Welt, in der wir leben aufzuzeigen.“ erklärte Henning.

KI wirft einfach die Frage auf, wozu wir sie brauchen und was das Ganze mit unserer Gesellschaft macht

Ein wirklich interessanter Ansatz! Ich selbst bin auch kein großer Freund davon, wenn Künstler KI zu rein kommerziellen Zwecken nutzen, doch die Herangehensweise von H-Blockx gefällt mir persönlich sehr gut. Zum Abschluss stellte ich noch folgende Frage an Henning: „Hast du noch eine Message an die Leute da draußen?

Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: „Be yourself! Der Sinn des Lebens ist es wahrscheinlich ständig zu versuchen immer näher daran zu kommen man selbst zu sein. Das klingt einfach, ist aber im Endeffekt schwieriger als ich dachte.“

Es war ein wirklich feines Gespräch, welches ich mit Henning führen durfte und hiermit möchte ich mich nochmals herzlichst dafür bedanken! Ihr da draußen sperrt am besten die Ohren auf und freut euch auf alles was von H-Blockx so noch kommen mag!

Hier habt ihr schon einmal das Video von –> „Fallout„:

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