Joris im Modernes Bremen: Ein Konzert voller Energie und Emotionen

Christian Habeck

Bremen – Am 18. März 2025 machte Joris mit seiner „Zu viel Retro“-Tour Halt im Modernes in Bremen und lieferte ein Konzert ab, das sowohl musikalisch als auch emotional auf höchstem Niveau stattfand. Obwohl der Club nicht ausverkauft war, tat das der Stimmung keinen Abbruch – im Gegenteil: Vom ersten Moment an war eine besondere Verbindung zwischen dem Künstler, seiner Band und dem Publikum spürbar. Den Auftakt des Abends gestaltete die Kieler Newcomer-Band NIEMALS, die das Publikum mit ihren tiefgehenden Texten und handgemachten Sounds einstimmte. Die vier Musiker, die sich auf einer Jam-Session kennengelernt hatten, bewiesen beeindruckend, dass sie nicht nur harmonische Melodien, sondern auch eine authentische Bühnenpräsenz mitbringen. Nach einem etwa 30-minütigen Set, das mit ehrlichen Emotionen und eingängigen Melodien überzeugte, endete ihr Auftritt gegen 20:30 Uhr.

© NordeventsNiemals

Ein mitreißender Einstieg

Gegen 20:45 Uhr betrat Joris die Bühne – und von der ersten Sekunde an war klar: Dieser Abend würde unvergesslich werden. Mit Das Leben ist als Opener setzte er direkt ein kraftvolles Statement. Der Song ist eine Hommage an das Hier und Jetzt, an die kleinen und großen Momente, die oft zu schnell vorbeiziehen. Es ist ein Stück, das nicht nur zum Mitsingen, sondern auch zum Nachdenken anregt.

Darauf folgte Was ich will, ein Song, der von Selbstbestimmung und der Suche nach der eigenen Identität handelt. Die treibenden Rhythmen unterstrichen den unerschütterlichen Drang nach Freiheit, den Joris mit jeder Zeile transportierte. So schnell vorbei fügte sich nahtlos in dieses Gefühl ein – ein Stück über die Vergänglichkeit und darüber, wie sich das Leben manchmal schneller verändert, als man es realisieren kann.

Musikalische Intensität und emotionale Tiefe

Mit Du schlug Joris erstmals an diesem Abend sanftere Töne an. Der Song, eine tiefgehende Reflexion über Nähe und Distanz in einer Beziehung, wurde von der Menge mit geschlossenen Augen und sanft schwingenden Armen aufgenommen. Es folgte Er, ein Stück, das introspektive Momente und die Unsicherheiten des Erwachsenwerdens einfing – textlich feinfühlig, musikalisch getragen von melancholischen Klavierakkorden.

Als das lebhafte Willkommen Goodbye erklang, kam Bewegung in die Menge. Der Song thematisiert den ständigen Wechsel zwischen Aufbruch und Ankommen, zwischen alten Erinnerungen und neuen Wegen. Ähnlich energiegeladen zeigte sich Kopenhagen, ein Lied über Sehnsucht und Fernweh, in dem Joris seine Liebe zur dänischen Hauptstadt und ihre Atmosphäre in eindringlichen Bildern schildert.

Mit Zu viel Retro, dem titelgebenden Track seines neuen Albums, bewies Joris einmal mehr seine Fähigkeit, Nostalgie und Gegenwart musikalisch zu verbinden. Der Song ist eine kritische Auseinandersetzung mit der heutigen Schnelllebigkeit und dem ständigen Rückblick in die Vergangenheit. Trotz seiner tiefgründigen Thematik ließ sich das Publikum von den eingängigen Melodien treiben.

© NordeventsJoris

Zwischen Euphorie und Nachdenklichkeit

Einen echten Gänsehautmoment bescherte Joris mit Sommerregen, einem Stück, das die Magie von vergänglichen Momenten beschreibt – dieses Gefühl, wenn ein warmer Regenschauer auf die Haut trifft und sich für einen kurzen Augenblick alles richtig anfühlt. Bei Eigentlich, das von ungelebten Möglichkeiten und verpassten Chancen erzählt, sang das Publikum lautstark mit und schuf eine beinahe intime Atmosphäre.

Das 10 Jahre Medley war eine Reise durch sein bisheriges Schaffen und zeigte die musikalische Entwicklung, die er über die Jahre genommen hat. Hoffnungslos hoffnungsvoll wurde zu einem der Highlights des Abends – und das nicht nur wegen seiner ergreifenden Lyrics über das ewige Pendeln zwischen Optimismus und Resignation, sondern auch wegen Joris‘ Interaktion mit dem Publikum: Mitten im Song sprang er in die Menge und verwandelte den Club in einen einzigen Chor aus Stimmen und Emotionen.

Ein außergewöhnliches Live-Erlebnis

Mit Stille Schatten wurde das Tempo wieder gedrosselt. Ein Song über Einsamkeit und den Wunsch nach Verständnis, der von minimalistischen Instrumentals getragen wurde und damit eine enorme emotionale Wucht entfaltete. Danach folgte „Spring“, das mit seiner optimistischen Botschaft die Stimmung wieder anhob – eine Hymne für alle, die sich trauen, ihre Komfortzone zu verlassen.

Als die ersten Töne von Nur die Musik erklangen, war der Saal nicht mehr zu halten. Der Song, eine Ode an die verbindende Kraft der Musik, wurde von der Menge gefeiert, bevor mit Signal einer der größten Hits von Joris für einen weiteren Höhepunkt sorgte. Spätestens hier war klar, dass dieser Abend mehr war als nur ein Konzert – es war eine Feier der Musik und des Lebens.

Natürlich durfte auch Herz über Kopf nicht fehlen. Als einer der Songs, mit denen Joris vor fast zehn Jahren seinen Durchbruch feierte, wurde er mit frenetischem Jubel empfangen. Ein Klassiker, der nichts von seiner emotionalen Kraft verloren hat.

Spontane Jams und musikalische Freiheit

Besonders beeindruckend war die Art und Weise, wie Joris seine Songs live neu interpretierte. Immer wieder ermunterte er seine Band zu improvisierten Elementen, was dem Konzert eine besondere Frische verlieh. So wurden beispielsweise bei Hoffnungslos hoffnungsvoll spontane Reggae-Rhythmen eingebaut, wodurch die Musik auf völlig neue Weise erstrahlte. Dieses freie, intuitive Zusammenspiel erinnerte an eine Jam-Session – allerdings auf höchstem musikalischen Niveau. Hier wurde nicht einfach nur ein Album live nachgespielt, sondern jedes Lied bekam eine eigene, ganz besondere Bühnenfassung.

Ein gelungenes Finale

Nach knapp zwei Stunden voller Energie, Emotionen und musikalischer Exzellenz verabschiedete sich Joris mit Bye Bye mein Herz, einem Song, der die bittersüße Melancholie des Abschieds einfing. Doch das Publikum ließ ihn nicht ohne eine letzte Zugabe gehen – mit Das Leben ist setzte er einen euphorischen Schlusspunkt unter einen herausragenden Konzertabend.

Joris hat an diesem Abend bewiesen, dass er nicht nur ein talentierter Musiker, sondern vor allem ein herausragender Live-Künstler ist, der es versteht, sein Publikum auf eine emotionale Reise mitzunehmen. Wer die Gelegenheit hat, ihn auf seiner aktuellen Tour zu erleben, sollte sich das auf keinen Fall entgehen lassen!

Joris: „Zu viel Retro“-Tour 2025 – kommende Termine:

  • 19.3. Osnabrück, Rosenhof
  • 20.3. Köln, Live Music Hall
  • 22.3. Heidelberg, Halle02
  • 24.3. Stuttgart, Im Wizemann
  • 25.3. Frankfurt a.M., Batschkapp
  • 27.3. Berlin, Astra
  • 28.3. Hamburg, Docks
  • 29.3. Hannover, Capitol
  • 30.3. Leipzig, Täubchenthal

 

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