Noch leiser, noch tätowierter, noch mittelälter

Christian Habeck

Jupiter Jones Unplugged Tour – Bock auf „Noch leiser, noch tätowierter, noch mittelälter?“ Bock auf noch mehr ungepluggte Seligkeit?

Dann solltet ihr es uns gleichtun und Tickets für eines der nächsten Unplugged Konzerte von Jupiter Jones kaufen. Als ich von der Tour erfahren habe, habe ich nicht lange gezögert und dem Team von Nordevents so lange in den Ohren gelegen, bis ich erhört wurde. Und so kann ich es kaum noch erwarten, Freitag endlich mal wieder in der Musichall Worpswede zu Gast sein zu dürfen, um Jupiter Jones live sehen zu dürfen. 2022 als Jupiter Jones bei den Maritimen Tagen zu Gast war, war ich verhindert.

Update vom 12.01.2024:

Gestern Abend war es endlich so weit. Die Türen der Music Hall Worpswede öffneten sich pünktlich um 19:00 Uhr und eine wahre Menschenmenge bahnte sich ihren Weg zur Venue. Müller betonte zwar, dass Jupiter Jones sich absichtlich kleinere Locations für Ihre diesjährige Unplugged-Tour ausgesucht hätten, aber am Ende stand das Trio dann doch vor über 500 Menschen.

Uns so wurde der gestrige Auftritt ein unvergessliches musikalisches Erlebnis, das die Vielschichtigkeit und Tiefe der Band eindrucksvoll präsentierte. Die Stimmung war super und die angereisten Fans warteten gespannt darauf, das Comeback der Band nach ihrer gut 20-jährigen Karriere zu erleben.

Die atmosphärische Stimmung begann bereits um 20:00 Uhr mit dem Opener, Keyboarderin Nina Müller, die ihr Soloprojekt Wimslieder präsentierte. Der gut dreißigminütige Auftritt vermittelte einen Vorgeschmack auf die kommenden Stunden und zeigte, dass Jupiter Jones nicht nur ein Comeback feiert, sondern auch frischen Wind in Form von Nina Müller als festes Bandmitglied mitbringt.

Die Band überraschte das Publikum mit einer sorgfältig kuratierten Setlist, die sowohl die bekannten Hits als auch selten gespielte Lieblinge einschloss. Einer der Höhepunkte war zweifellos die Performance des Songs „Still“, den Nicholas Müller seiner früh verstorbenen Mutter widmete. Mit seiner rauchigen Stimme und spürbarer Leidenschaft zog er das Publikum eigentlich von der ersten Minute an in seinen Bann.

Der Hit „Still“ wurde zu (m)einem emotionalen Höhepunkt des Konzerts. Die Akustikversion des meistgespielten deutschsprachigen Lieds im deutschen Radio von 2011 verlieh dem Song eine neue Intensität. Die sanften Gitarrenklänge und die eindringlichen Lyrics schufen eine Atmosphäre, in der man förmlich die persönlichen Höhen und Tiefen des Lebens miterleben konnte.

Mit „Immerfürimmer“ verbanden Jupiter Jones geschickt Indie-Poprock mit einer entspannten oldschool Note. Die Band präsentierte das Stück mit einer Mischung aus Melancholie und Energie, wobei die klugen Texte und die einfühlsame Instrumentierung das Publikum in eine introspektive Stimmung versetzten.

Um Zeit zum Stimmen der Gitarren zu überbrücken – zumindest wurde diese Anekdote damit begründet – erzählte Müller von ihren Erlebnissen bei MTV Home. Als sie vor gut 14 Jahren gemeinsam mit Jana Pallaske „Nordpol/Südpol“ performen sollten, erlebten sie einen grandiosen Reinfall, weil sich Pallaske die gesamte Vorbereitungszeit mit Yoga beschäftigte, anstatt zu proben. Ganz anders präsentiert sich der Song am gestrigen Abend. Die Unplugged-Version dieses Hits beeindruckte durch die Reduktion auf akustische Elemente. Die harmonischen Gesangslinien und die akustische Gitarrenbegleitung verliehen dem Song eine Intimität, die das Publikum begeisterte.

Der seltener gespielte Liebling „Versickern/Verstanden“ brachte eine kritischere Note in das Konzert. Die Band zeigte unter anderem mit diesem Song ihre Vielseitigkeit, indem sie nicht nur eingängige Hits, sondern eben auch tiefgründige, anspruchsvolle Stücke präsentierte. Nicholas Müllers Aufforderung gegen Ende des Konzerts, sich nicht manipulieren zu lassen und keine Faschisten zu wählen, verlieh dem Konzert eine politische Dimension und zeigte die Haltung der Band.

Insgesamt war das zweite Konzert der Unplugged Tour von Jupiter Jones ein tolles Erlebnis, das die Band in ihrer ganzen musikalischen Reife zeigte. Die Mischung aus altbekannten Hits und weniger bekannten, aber ebenso bedeutungsvollen Stücken schuf eine besondere Atmosphäre. Jupiter Jones bewies, dass ihre Musik nicht nur zeitlos, sondern auch in einer neuen, akustischen Interpretation kraftvoll und berührend ist.

Nina Müller, übrigens nicht mit dem Gründungsmitglied verwand oder verbandelt, war für mich nicht nur stimmlich eine wahre Bereicherung.

Hintergrundinformationen zu Jupier Jones

Das Indie-Rock-Duo, das sich nach dem englischen Namen von Justus Jonas aus „Die drei ???“ benannt hat, präsentiert sein aktuelles Album „Die Sonne ist ein Zwergenstern“ in einer einzigartigen Unplugged-Version. Live ist sowieso immer cool, aber die unplugged Versionen sind oft noch einmal einen Zacken besser. Es ist ein Comeback, auf das mit mir viele Fans sehnsüchtig gewartet haben. Nach einigen schwierigen Jahren haben die Gründungsmitglieder Nicholas Müller und Sascha Eigner im Jahr 2021 wieder zueinandergefunden. Nicholas musste aufgrund von Angststörungen pausieren, doch nun steht Jupiter Jones als Duo wieder auf der Bühne.

Das Album „Die Sonne ist ein Zwergenstern“ verarbeitet persönliche Ängste und Unsicherheiten, und die Unplugged-Versionen sollen diese Emotionen in einer ganz neuen, intimen Dimension zum Ausdruck bringen. Nicht nur deshalb bin ich so gespannt auf die bevorstehende Jupiter Jones Unplugged Tour. Punk und Pop verschmelzen, brechen mit Genre-Dogmen und schaffen eine einzigartige Klanglandschaft. Die Tourdaten versprechen musikalische Highlights in verschiedenen Städten, darunter Lüneburg, Düsseldorf, Frankfurt und Berlin.

Als zweite Station ist am Freitag die Musichall Worpswede an der Reihe und öffnet ihre Türen für einen Abend voller Musik, Emotionen und gefühlsgeladene Klänge. Supported werden die Jungs übrigens von Nina Müller. Bereits beim letzten Konzert hatten Jupiter Jones eine Begleitung am Klavier – die fantastische Maria Basel, doch diesmal übernimmt die nicht minder talentierte Nina Müller diesen ehrenvollen Part.

Sie wird aber laut Ankündigung nicht nur als Support mit ihren eigenen Songs aus dem Projekt @wimslieder die Bühne betreten, sondern auch im Verlauf des Abends erneut an den Tasten und dem Mikrofon Platz nehmen. Laut Jupiter Jones eine perfekte Symbiose, die uns während der aktuellen Jupiter Jones Unplugged Tour auf eine klangvolle Reise mitnehmen wird.

Und das Beste: Diese Zusammenarbeit soll keine einmalige Sache bleiben. Nina Müller soll fortan als fester Bestandteil von Jupiter Jones agieren. Ich mag die Musik von WIM und mich berühren die Texte. Daher kann ich die Jungs von Jupiter Jones nur zu diesem Support beglückwünschen. Zum Glück von Ihnen – und von mir.

Das sind Jupiter Jones 2024

Die Fans von Jupiter Jones dürfen sich auf ein ganz besonderes Comeback freuen, wenn die Band am Freitag, den 12. Januar 2024, in der Musichall Worpswede auf der Bühne steht. Für Jupiter Jones war der Weg bis zu diesem Neuanfang nicht einfach. Nicholas Müller hatte die Band 2014 verlassen, und Svaen Lauer übernahm vorübergehend seinen Platz. Nach dem letzten Konzert am 1. September 2018 löste sich die Band auf, doch die Geschichte war noch nicht zu Ende. Im Januar 2021 kündigten Nicholas Müller und Sascha Eigner mit einem Video das ersehnte Comeback an. In diesem Clip erklärte Müller, dass sie sich zu Ostern 2019 getroffen und ausgesprochen hätten, und dabei beschlossen, dass die Geschichte von Jupiter Jones noch nicht zu Ende erzählt sei. Das Comeback erfolgt jedoch in einer leicht veränderten Form. Andreas Becker (Bass) und Marco Hontheim (Schlagzeug), die beiden anderen Mitglieder der letzten Besetzung, sind nicht mehr Teil der Gruppe. Müller betonte, dass sie an einem Punkt in ihrem Leben seien, „an dem Jupiter Jones nicht die Hauptaufgabe sein soll“. Das bedeute jedoch nicht, dass sie zu einem „Schlagerduo mit Drum-Computer“ geworden seien. Bei den Live-Auftritten werden sie von anderen „Super-Freunden“ unterstützt.

Album zur Jupiter Jones Unplugged Tour „Die Sonne ist ein Zwergstern“

Das aktuelle Album „Die Sonne ist ein Zwergstern“ von Jupiter Jones klingt nach wie vor typisch nach der Band, jedoch insgesamt gereifter und gelassener – ein „gut abgehangener Indie-Poprock“. Die musikalische Reise von Jupiter Jones zeigt, dass sie keinen festen Kurs vorgeben, sondern sich von Ideen leiten lassen. In einem Interview verraten die Gründungsmitglieder Nicholas Müller und Sascha Eigner, dass sie musiktheoretisch keine Experten sind und es schwer für sie ist, einen klaren Kurs festzulegen.

Die Entstehung des Albums war eine Mischung aus Geschmack und Befindlichkeit. Während der Unsicherheiten der Corona-Zeit haben sie gelernt, sich auf das zu fokussieren, was wirklich wichtig ist – Gesundheit, das eigene Tempo, die Familie und persönliches Wohlbefinden. Die beiden reflektieren über ihre Veränderungen im Musikgeschmack über die Jahre. Obwohl einige der Bands, die sie vor zwanzig Jahren gehört haben, nostalgische Momente auslösen, haben sich ihre Vorlieben weiterentwickelt. Sascha ist stark von der Ästhetik der Eighties beeinflusst, während Nicholas einen Weg zu eher verschrobenem Kram gefunden hat. Die Schnittmenge ihrer unterschiedlichen Geschmäcker macht das Album zu einer einzigartigen Mischung aus eingängigen Melodien und einer gewissen Verweigerungshaltung.

Diese Offenheit und die kreative Reise, die Jupiter Jones durchläuft, spiegeln sich auch in ihrem bevorstehenden Konzert am 12. Januar 2024 in der Musichall Worpswede wider. Es wird eine Gelegenheit sein, die Vielfalt und Tiefe ihres musikalischen Schaffens hautnah zu erleben. Freuen wir uns gemeinsam auf eine unvergessliche musikalische Reise mit Jupiter Jones! Jupiter Jones und die Kraft des Crowdfundings – Ein Blick hinter die Albumproduktion Die Entstehung des aktuellen Jupiter Jones-Albums „Die Sonne ist ein Zwergstern“ wirft einen Blick auf die Selbstbestimmung und den Mut, neue Wege zu gehen.

Die Albumproduktion wurde durch Crowdfunding finanziert, eine Entscheidung, die den traditionellen Pfaden der Musikindustrie trotzte und stattdessen auf die Unterstützung der Fans setzte. In einem Interview äußern sich die Gründungsmitglieder Nicholas Müller und Sascha Eigner über die Anfangszweifel an diesem Konzept.

Die Idee entstand aus Zweifeln an der Musikindustrie und den üblichen Vertragsstrukturen. Sie gestehen, dass es beinahe einer Hybris gleichkam zu denken, dass es auf jeden Fall klappen würde. Der Gedanke daran, die Deluxe-Box und andere Aspekte des Projekts zu realisieren, erforderte eine gewisse Menge an Unterstützung und finanziellen Mitteln. Das Crowdfunding übertraf schließlich ihre Erwartungen und war eine Bestätigung für das Konzept.

Dennoch betonen sie, dass Sicherheit in der Musikbranche und erst recht in turbulenten Zeiten ein Trugschluss ist. Wenn man sich zu sicher fühlt, gibt es nur zwei Optionen: man ist ein „Arsch“ oder man riskiert, auf die Nase zu fallen. Die Unsicherheit und die Offenheit für neue Wege sind laut Jupiter Jones in dieser Branche akzeptabel und sogar notwendig.

Dieser Blick hinter die Kulissen der Albumproduktion zeigt, wie Jupiter Jones die Kraft des Crowdfundings genutzt hat, um ihre künstlerische Vision umzusetzen. Der Weg mag unsicher gewesen sein, aber es war ein mutiger Schritt, der die Verbindung zwischen der Band und ihren Fans gestärkt hat.

Jupiter Jones‘ Geheimtipp – Warum „Bleibt zusammen“ mehr ist als nur ein Song

Die Frage nach dem einen Song, der jemanden von einem Album überzeugen soll, ist immer knifflig. Doch für Jupiter Jones-Mitglied Nicholas Müller steht derzeit ein Song besonders im Fokus: „Bleibt zusammen“.

In einem Interview gibt er Einblicke in die Entstehung und Bedeutung des Songs. Der Titel und das dazugehörige Video haben eine besondere Geschichte. Das Video wurde guerillamäßig mit Freunden im kleinen Bühnenboden in Münster gedreht, die ihre Zeit und Unterstützung kostenlos zur Verfügung stellten.

Der DIY-Ansatz und die unkonventionelle Herangehensweise haben den Song für Müller noch bedeutsamer gemacht. „Bleibt zusammen“ behandelt ein Thema, das nicht immer gerne angesprochen wird: das Ende von Beziehungen, wenn es an der Zeit ist, sich zu trennen. Der Song thematisiert die Vorstellung, dass man auf einer Welt mit acht Milliarden Menschen nie wieder jemanden findet – eine wirre Vorstellung, wie Müller betont.

Die Kombination aus der intensiven Thematik und der Musik hat dazu geführt, dass dieser Song in kürzester Zeit zu einem persönlichen Favoriten von Nicholas Müller wurde. Ob er repräsentativ für die Band und das Album ist, bleibt offen, aber für ihn wäre „Bleibt zusammen“ die erste Wahl, um jemanden von der Vielfalt und Tiefe des Albums zu überzeugen.

In einer Zeit, in der DIY-Kreativität und ehrliche Botschaften in der Musik hoch geschätzt werden, ist „Bleibt zusammen“ nicht nur ein Geheimtipp von Jupiter Jones, sondern ein ehrliches Statement über Trennung, Verlust und die Suche nach neuem Glück.