Bremen, 04.01.2024 (Christian Habeck) Der gestrige Abend in Bremen war einfach unglaublich! Die Pilobolus Tanzakademie ist zwar schon seit dem Jahr 2009 mit ihren atemberaubenden Stücken auf Welttournee und begeistert bereits Millionen Zuschauer, aber vom Zauber eingebüßt hat „Shadowland“ kein Stück. Ganz im Gegenteil – Das neunköpfige Ensemble hat das Theater in ein faszinierendes menschliches Diorama verwandelt. Das war nicht nur irgendeine Show die es dort zu sehen gab – es war die erste ihrer Art, die um die ganze Welt tourt!
Unzählige Fans weltweit sind bereits begeistert, und gestern hat die beeindruckende Vorstellung auch uns Bremer in eine Welt der Fantasie und Magie entführt. Mit einer genialen Mischung aus Live-Tanz und Illusion haben die Akrobaten und Lichtspezialisten Schatten erschaffen, die vor leuchtend neonfarbenen Wänden zu lebendigen Silhouetten wurden.
„Shadowland“ – ein wahres Meisterwerk des „menschlichen Schattenspiels“
Multimedia, projiziertes Schattenspiel und Front-of-Screen-Choreografie haben sich zu einem wilden Abend des Geschichtenerzählens vereint – etwas Einzigartiges, das nur Pilobolus schaffen kann. Und das ist nicht nur national ein Hit, sondern bereits in mehr als 32 Ländern auf der ganzen Welt!
Pilobolus hat Pionierarbeit geleistet, nicht nur auf der Bühne, sondern auch in Werbespots für Hyundai und sogar bei den 79. Oscar-Verleihungen. Was wir gestern Abend im Bremer Metropol Theater erlebt haben, war eine sureale, teils verstörende und zugleich geheimnisvolle 80-minütige Reise, ohne die Sitzplätze verlassen zu müssen. Es war eine atemberaubende Fusion von Kunst und Entertainment.
„Shadowland“ ist mehr als nur eine Show – es ist eine Reise durch Licht und Dunkel, Realität und Illusion. Die Vorstellung gestern war nicht nur ein akrobatischer Kraftakt, sondern eine poetische Reise, die alle im Publikum ins Staunen versetzt hat. Und die Zugabe mit Bezug zu Bremen und Berlin war das absolute Highlight des Abends – mitreißend und unvergesslich!
Ein Mädchen auf dem Weg zur Frau – wirre Reise durch eine Traumwelt
Ein faszinierendes Abenteuer entfaltete sich auf der Bühne: Ein junges Mädchen auf dem Weg zur Frau, erlebte eine verworrene Reise durch eine Traumwelt. Die Protagonistin, gespielt und getanzt von Marlon Crystal Feliz, kämpfte mit begrenztem Dialog scheinbar mit inneren Dämonen, die schon während der angespannten Situation mit ihren Eltern zum Vorschein kamen. Nachdem sie endlich eingeschlafen war, begann sich plötzlich die Wand ihres Zimmers auf mysteriöse Weise zu drehen und fing sie auf der anderen Seite ein – ein verklärter Körper, gefangen im Land der Schatten. Ein gefangenensetztes Mädchen, das sich auf eine abenteuerliche Entdeckungsreise begab.
Die Bühne im Bremer Metropol wurde zum Schauplatz einer metamorphen Darbietung, bei der sich Körper in Quallen, Krabben, Elefanten, Stühle und Töpfe verwandelten. Die komplexe Verrenkung und perfekte Präzision der Tänzerinnen und Tänzer Victoria DeRenzo, Ariana Nakamine, Zachary Michael Weiss, Kingsley Ibeneche, Connor Chaparro, und Paris Cullen fesselten das Publikum und brachten es fast durchgängig zum Staunen. Hinter der Leinwand entfaltete sich eine fesselnde Geschichte, in der das Mädchen auf abenteuerliche Gestalten traf, vor verrückten Köchen floh und sich gegen makabre Zirkusartisten behaupten musste. Immer wieder tauchten seltsame Kreaturen auf – mal komisch und böse, mal bedrohlich und verführerisch. Mit der akrobatischen Eleganz von Pilobolus, dem Humor von Cartoons und dem Herzen einer Liebesgeschichte wurde in „Shadowland“ die Kraft der Träume zelebriert.
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Die geschickte Inszenierung durchbrach geschickt die Illusion, wenn die Mitglieder des Pilobolus-Ensembles vor die Leinwand traten und ihre durchtrainierten Körper zeigten. Dies stand im Kontrast zur Geschichte des Mädchens, das seine Sexualität erkunden und erfahren musste. „Shadowland“ wurde so zu einer fesselnden Gesamterfahrung, die das Publikum in ihren Bann zog. Großes Lob verdient daher sicherlich nicht zuletzt Nathaniel Christopher Buchsbaum, der zugleich als Dance Captain verantwortlich dafür war, dass die Choreografie richtig umgesetzt wurde.Shadowland – Surreales Schattenspiel oder Akrobatik auf höchstem Niveau?
Die knapp 80-minütige Vorstellung war nicht nur ein akrobatischer Kraftakt; sie entfaltete sich als eine poetische Reise, die mutig die Grenzen zwischen Licht und Dunkel, Realität und Illusion durchbrach. Trotz gelegentlicher Sichtbehinderungen durch Scheinwerferlicht konnten die Zuschauer die beeindruckenden Schattenbilder und kraftvollen Bewegungen der Tänzer in vollen Zügen genießen.
„Shadowland“ enthüllte sich als ein Werk voller Bedeutung und Symbolik, das auch im sechsten Jahr nach der Uraufführung nichts von seiner beeindruckenden Qualität eingebüßt hatte. Die Produktion verlangte nach aufmerksamer Betrachtung und Dechiffrierung, und das Bremer Publikum zeigte sich offensichtlich bereit, diesen Anspruch zu erfüllen.
Zwischen den einzelnen Sequenzen beziehungsweise am Ende der Vorstellung brachen immer wieder begeisterter Szenenapplaus und frenetischer Beifall aus – ein verdienter Dank für eine herausragende Performance. Die Zugabe, die inhaltlichen Bezug zu den Städten Bremen und Berlin nahm, krönte den Abend.
Das Pilobolus Dance Theatre bewies damit erneut, dass „Shadowland“ weit mehr ist als nur eine harmlose Spielerei oder infantile Schattenspielchen– es ist eine weltweit gefeierte künstlerische Produktion von beeindruckender Qualität.
Trotz gelegentlicher Rätselhaftigkeit der Traumreise war die Gesamtdarbietung eine akrobatische Höchstleistung perfekt durchtrainierter Körper. Die Zugabe, insbesondere mit dem Bezug zur Stadt Bremen und der schwungvolleren Musik, stellte für mich das absolute Highlight des Abends dar. Ein mitreißender Moment, den ich mir schon etwas früher gewünscht hätte.