VERDERBEN – Millennium (Band 7)

Antje

von Karin Smirnoff nach Stieg Larsson

Erscheinungstermin: 23.08.2023
Genre: Kriminalroman, Thriller
Einband: Gebundenes Buch
Seitenzahl: 464 Seiten
ISBN: 978-3453274327

Verlag: Heyne Verlag

Bewertung: 8 von 10
Inhalt/ Klappentext:

Mikael Blomkvist reist von Stockholm in den hohen Norden zur Hochzeit seiner Tochter. Im Zug erfährt er von Entwicklungen, die den Enthüllungsjournalisten neugierig machen: Abseits des medialen Rampenlichts tobt dort oben ein Kampf internationaler Firmen um natürliche Ressourcen und Billigstrom. Zur selben Zeit begibt sich Lisbeth Salander nach Nordschweden, um ihre Nichte kennenzulernen. Die junge Svala hat sich geschworen, ihre verschwundene Mutter, eine Sami, zu finden und sich endlich gegen ihren Stiefvater zu wehren. Denn wie ihre Tante ist Svala furchtloser und genialer, als sie aussieht. Nach Jahren treffen Salander und Blomkvist wieder aufeinander und befinden sich bald im Auge eines Sturms.

Rezension:

Verwandte kann man sich nicht aussuchen, weder Lisbeth Salander noch Mikael Blomkvist. Und beide Protagonisten der kompletten Millennium Bände reisen ins schwedische Hinterland hoch im Norden. Sie haben den Kontakt zueinander schon länger verloren, sporadische Textnachrichten sind momentan die einzige Verbindung.

Lisbeth will sich um ihre Nichte Svala kümmern, nur kurz, bloß keine Bindung oder Verpflichtung eingehen. Lisbeth und ein nerviger Teenager? Svala zeigt sich ihrer Tante gegenüber kaltschnäuzig und unnahbar. Zu viel musste sie in ihrer Kinder- und Jugendzeit durch ihren herrschsüchtigen und brutalen Stiefvater einstecken. Zu früh erwachsen werden, um mit für ihre psychisch labile Mutter zu sorgen. Lisbeth und Svala werden nach und nach ein Team, auf der Suche nach Liesbeths Schwester und Salvas Mutter. Um Svala mehr Selbstvertrauen zu geben, gibt Lisbeth ihr Karate Unterricht. Sehr hilfreich auf der Suche nach ihrer Mutter, denn der Stiefvater ist im rechtsradikalen Rockermilieu unterwegs. Hier im hohen Norden holt Liesbeth ein Teil ihrer Vergangenheit wieder ein, sie muss sich einigen bekannten Gestalten stellen und sie für immer unschädlich machen.

Mikael hingegen muss sich mit dem Gedanken abfinden, dass seine Tochter einen hochtrabenden Mann heiraten wird, total unsympathischer Dorfpolitiker, wie er findet. Der Schwiegersohn in spe wird durch einen Großkonzern unter Druck gesetzt, sie wollen das komplette Land der Region aufkaufen, Menschen umsiedeln, die Natur ausbeuten. Mikaels Enkelsohn wird entführt, um die Forderungen des Großkonzerns durchzusetzen. Mikael hat in der „Dorfzeitung“ bei den Journalisten nachgeholfen, um den Kampf um die Energieressourcen aufzudecken, nun gibt ihm seine Tochter eine Mitschuld an der Entführung ihres Sohnes auf der Hochzeitsfeier.

Der Originaltitel „Der Schrei des Seeadlers“ deutete auf die großartige Naturlandschaft Nordschwedens hin, die es zu schützen gilt, gegen die Ausbeutung durch die Energiekonzerne. Der Schrei des Seeadlers ist auch die winzige Spur zu Mikaels Enkelsohn.

Fazit:

Karin Smirnoff hat einen gänzlichen anderen Schreibstil als der Vorgänger David Lagercrantz. Recht knapp, teils abgehackt Worte und Sätze, soll es modern sein, KI like? Nicht ganz ernst kann ich auch Sätze von Svala an Lisbeth nehmen: „ Geschminkt siehst du aus wie Noomi Rapace.“ Okay, vielleicht ist das nebenbei schon ein Drehbuchtext für eine Verfilmung.

Auch etliche Karatetechniken und Ausdrücke lernt man hier, nun fühlt man sich in einen Aniamtionszeichentrickfilm a la Manga & Co versetzt. Natürlich hat Karin Smirnoff damit den Grundgedanken der ersten Bände der Millennium Bände gut aufgegriffen und umgesetzt – Frauen, die sich gegen die Gewalt von Männern wehren. Und Mikael Blomkvist? Er bleibt in diesem Band als teils weinerlicher, älterer Journalist zurück, leicht blasiert, hat er es doch nicht nötig, nach großen Investigativ Reportagen in Stockholm hier mit dem Landvolk zu ermitteln.

Hat man sich an Smirnoffs Schreibstil gewöhnt, ist der Roman gut zu lesen, allerdings sind sehr viele Nebengeschichten aus früheren Bänden eingebunden und sehr viel Personen, die man mit der Hauptfiguren verknüpfen muss, um der Handlung zu folgen. Der Bösewicht, Boss des Großkonzerns ist sehr überzeichnet, mit sämtlichen Attributen eines James Bond Widersachers ausgestattet. Ob es Stieg Larsson gefallen hätte – lesen sie Band 7 selbst. Der Bucheinband ist haptisch sehr gut gelungen, schillernde Seeadlerschwingen auf dunklem Hintergrund.

Autorin:

Karin Smirnoff, geboren 1964 in Umeå, ist durch ihre Romane um die Figur Jana Kippo eine der bekanntesten Autorinnen Schwedens. Ihr Debüt „Mein Bruder“ war für den bedeutenden August-Preis nominiert. Zuvor hat sie u.a. als Journalistin, Altenpflegerin und Karatelehrerin gearbeitet. Der Auftakt zur ihrer neuen Millennium-Trilogie, die die Erfolgsreihe von Stieg Larsson fortsetzt, war in Schweden ein Nr.-1-Bestseller. Allein in Deutschland haben sich die Romane um Blomkvist und Salander 10 Millionen Mal verkauft. Smirnoff und Larsson stammen aus derselben Region in Nordschweden.

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