Interview mit Jean Méchant von SALTATIO MORTIS

Gregor Eder

Von Gregor Eder

Am 07.06.2024 hat die Band Salatio Mortis ihr nigel nagel neues Album „Finsterwacht“ präsentiert. Bei diesem Werk handelt es sich nicht nur um das 13. Studioalbum der Band, sondern um ein etwas größeres Konzept. Zum Album wurde nämlich auch ein Spiel und ein Roman veröffentlicht und als wäre dies nicht genug, hat die and noch einen eigenen Soundtrack, welchen man während des Spielens oder Lesens genießen kann.

Im Rahmen der Veröffentlichung durfte ich mich via Zoom mit Jan S. Mischon, besser bekannt als Jean Méchant, der Tambour, zu einem Interview treffen. Freudig begrüßten wir uns und wie gewohnt schoss ich direkt nach einer kleinen Vorstellung mit meiner ersten Frage los: „Wie würdest du „Finsterwacht“ jemanden erklären, der noch nie etwas von Saltatio Mortis gehört hat?“

Der Tambour lachte und meinte: „Das ist eine super schwere Frage! Das ist eine Herausforderung. Ich würde behaupten, dass „Finsterwacht“ ein großartiger Einstieg in das Schaffen einer Band wie uns ist, da es musikalisch Alles enthält was uns ausmacht. Von Hart bis Zart sind alle Arten von Songs dabei. Es gibt epische Songs wie eben „Finsterwacht“, es gibt einfach nur wunderschöne Songs wie „Schwarzer Sand“ oder auch schöne Balladen wie „Oh treues Herz“, es ist die „Vollklatsche“ dabei wie zum Beispiel mit „Vogelfrei“ oder „We might be giants“.

Fotocredit: Christian Barz

Es ist also alles dabei was die Band ausmacht, mit all unseren Sounds und inhaltlich holt es Leute ab, welche sich für das „Nerdtum“ interessieren, aber für jene die das nicht interessiert gibt die Platte auch genug her. Es ist also aus meiner Sicht ein guter Querschnitt der Sachen die unseren Sound ausmachen und wer sich danach auch noch mehr für die Inhalte interessiert, der hat anschließend noch genügend Material um sich da genauer „reinzufuchsen“.“

Also kann man sagen, dass „Finsterwacht“ für Nerds und „Nicht-Nerds“ so Einiges bereit hält. Wie am Anfang schon erwähnt handelt es sich bei „Finsterwacht“ um ein multimediales Konzept und daher kam meine folgende Frage für den Tambour nicht gerade überraschend: „Nun habt ihr ja mit „Finsterwacht“ ein gewaltiges Konzept auf die Füße gestellt. Wie kam es eigentlich zu der Idee etwas Derartiges aufzuziehen?“

„Im Grunde ist es aus der Situation erwachsen, dass wir wussten, dass wir auf eine Burgentour gehen wollen. Burgentour bedeutet für uns, dass wir in historischen Monumenten in einer ganz besonderen Atmosphäre spielen wollen und erfahrungsgemäß ist es bei der Ankündigung einer solchen Tour immer gut, wenn man ein zwei neue Songs hat. Dann hatten wir eigentlich gedacht, dass wir 2-3 neue Songs, oder eine kleine EP, produzieren wollen. Im Vorfeld dieser Gedankengänge hatten wir uns überlegt wie wir das Konzept der Burgentour gut verpacken könnten und kamen auf das DSA-Ding, wo es die Finsterwacht gibt, also eine Kette von Türmen, welche gegen die Orks verteidigt werden müssen. Wir hatten über die Jahre schon einige Verbindungen zu DSA und wollten schon länger etwas in diese Richtung machen. So aktivierten wir unsere Kontakte diesbezüglich wieder und dann kam Eines zum Anderen.

Wir „brainstormten“ und kamen auf tausende Ideen, welche wir dann auch nicht nur im Kleinen sondern direkt als großes Projekt durchziehen wollten. Dann waren wir an dem Punkt, dass es kein Zurück mehr gab, denn wir wollten eine Kombination aus allen drei Kunstformen schaffen. Also eine Fusion aus Musikalbum, einem dazugehörigen Roman und auch einem Spiel. Alle schlussendlich Beteiligten, welche wir vorab angefragt hatten, meinten, dass wir komplett wahnsinnig seien und sie garnicht die Ressourcen dafür hätten, doch irgendwie hat die Idee dann doch etwas bei Ihnen „getriggert“ und dann haben sie sich die Zeit für das Projekt einfach genommen. Anschließend „brainstormten“ wir wieder mit den Partnern und merkten schnell, dass das Ganze ein Album werden würde. Ein immer wiederkehrender Satz war „Wisst ihr was wirklich geil wäre!“ und die Ideen die auf diesen Satz folgten waren einfach zu gut um sie nicht umzusetzen. Jetzt im Nachgang ist es eigentlich Wahnsinn, dass wir das auch in dieser kurzen Zeit gemacht haben.“ erklärte der Tambour.

Ich erklärte, dass ich bei so einem Vorhaben nur meinen Hut vor der Band ziehen kann und da der Tambour schon die Zusammenarbeit mit Partnern erwähnt hatte, fragte ich folgendes: Ihr habt ja nicht nur mit befreundeten Musikern zusammengearbeitet, sondern auch mit den Prager Philharmonikern. Wie kam den diese Kooperation zustande?“

„Ich würde behaupten, dass „Finsterwacht“ ein großartiger Einstieg in das Schaffen einer Band wie uns ist, da es musikalisch Alles enthält was uns ausmacht.“

Jean Méchant (der Tambour) (SALTATIO MORTIS)

Die Antwort folgte prompt: „Also wir saßen im Studio und schrieben Songs. Beim Songwriting nutzen wir natürlich unser ganzes Instrumentarium um den Song gut klingen zu lassen und bei einigen Songs war dann klar, wie beispielweise beim ersten Song „Finsterwacht“, dass es episch werden sollte. Wir saßen also am Schreiben und plötzlich drehte sich der Produzent zu uns um und meinte: “ Leute, wisst ihr was richtig geil wäre? Wenn wir da ein echtes Orchester drauf hätten und nicht nur unsere Sample-Sounds!“. Wir meinten, dass es natürlich cool wäre, doch man fängt dann auch irgendwo an in seinem Kopf Grenzen zu ziehen, da es ja auch eine finanzielle Frage war und wir auch gar nicht wussten wo wir für solch ein Vorhaben anfragen sollten.

Es dauerte aber nicht lange bis wir hinterfragten wie wir das Ganze umsetzen könnten und dann haben wir einen Bekannten, Dietmar Mensinger, gefragt, welche wir noch aus der Produktion des Live-Albums „Klassik und Krawall“ kannten und so kamen die Prager ins Spiel. Die Prager Philharmoniker haben sich auf die Zusammenarbeit mit Rockbands, Spielehersteller und Filmemacher spezialisiert und so haben wir sie eben angefragt. Schlussendlich hatten sie an einem Samstag ein Zeitfenster von 4 Stunden für uns und so flogen wir zu ihnen um aufzunehmen. Das Ganze war dann einfach „next Level“. Wir kamen da hin und die spielten einfach genau so wie wir das haben wollten. So gut kannst du das gar nicht an einem Computer reproduzieren. Die Kollegen standen im Aufnahmeraum und mussten sich eine Freudenträne verdrücken, weil es einfach nur richtig geil war. Es ist für uns wirklich ein Traum in Erfüllung gegangen mit solch netten und professionellen Musiker zusammenarbeiten zu dürfen.“

Ich kann mir gut vorstellen, dass eine Zusammenarbeit mit einem Orchester einfach überwältigend sein muss. Überwältigend sind auch meist die Shows von Saltatio Mortis, speziell auf den bereits erwähnten Burgentouren. So fragte ich: „Wie stellt ihr eigentlich immer die Burgentouren auf die Füße. Ihr habt das ja nun schon öfters gemacht und mich würde interessieren wie das Ganze organisatorisch abläuft? Fragt ihr die Burgbetreiber einfach direkt an oder wir kann man sich das vorstellen?“

Der Tambour erklärte: „Ja genau! Es gibt Burgen, welche über den Sommer ein Veranstaltungsprogramm haben und da ist es einfacher einen Termin zu bekommen. Wir suchen uns natürlich auch Burgen aus welche insgesamt cool aussehen, aber es ist auch sehr wichtig, dass jene auch sozusagen zu „beschicken“ sind. Man kann meist mit keinem Nightliner oder LKW in so eine Burg fahren und so muss das ganze Equipment anders verladen werden. Die meisten Burgentore sind einfach nicht dafür gemacht, dass da ein paar LKW`s durchfahren können. Da schauen wir natürlich schon darauf, dass es sich um Spielstätten handelt, bei welchen wir gut ein und ausladen können. Aber sonst ist es eben so wie du gemeint hast. Man streut eben die Information, dass man so eine Tour machen will und dann gibt es Booker oder Veranstalter die einem vor Ort behilflich sind das Ganze möglich zu machen.“

Eine Burgentour scheint logistisch zwar aufwändig, aber Saltatio Mortis haben hier anscheinend schon genügend Erfahrung. Um abschließend nocheinmal auf das Projekt „Finsterwacht“ zurückzukommen, stellte ich folgende Frage: „Ihr habt ja nicht nur das Album, sondern auch einen ganz eigenen Soundtrack für das Buch und das Spiel komponiert. Wie unterschied sich die Arbeit am Album und am Soundtrack und wie kam es überhaupt dazu?“

„Also für uns war ab einem gewissen Punkt die Überlegung, wieder mitten in der Arbeit zum Projekt, dass es doch geil wäre, wenn die Leute die das Buch lesen oder das Spiel spielen Musik hätten, welche sie währenddessen laufen lassen können. Dann entstand die Idee noch einen atmosphärischen Soundtrack zu machen. Das war natürlich eine Herausforderung weil wir einerseits das Album geschrieben und aufgenommen haben und nebenbei eben eigentlich noch ein eigenes Album produziert haben. Das schöne bei dem Soundtrack war, dass die Songs ja keine „Pop-Formel“ erfüllen mussten. Strophe, Refrain und Bridge waren dabei völlig egal und man konnte sich einfach leiten lassen. Wir sind ja eigentlich permanent kreativ und schreiben ganz viele Ideen. Da bleibt dann aber auch oft sehr viel übrig und daraus konnten wir dann schöpfen. Man kann sich bei der Komposition also leiten lassen und muss nicht daran denken, dass da noch Gesang drüber kommt. Sogesehen war es ein wirklich schöne Herausforderung, aber vom Zeitplan her war es wirklich heftig.“ erklärte der Tambour.

Das eine derartige Produktion gewaltig anstrengend sein muss, konnte ich mir gut vorstellen. Ich erklärte dem Tambour noch, dass ich wirklich sehr beeindruckt von dem gesamten Konzept bin und wünschte der ganzen Band noch ein schönes Konzert auf dem Festival auf dem sie sich gerade befanden, bevor wir uns voneinander verabschiedeten.

Ich möchte mich zum Abschluss nochmal aufs Höchste beim Tambour für das schöne Gespräch bedanken und euch „FINSTERWACHT“ wärmstens empfehlen! Hier gehts zur –> Rezension des neuen Albums.

Älteres Interview mit Falk und Jean von –> Saltatio Mortis (2022)

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