Interview mit Joseph Michael von WITHERFALL

Gregor Eder

Von Gregor Eder

Am 31.05.2024 bringen Witherfall ihr neuestes und somit viertes Studioalbum auf den Markt. Die Progressive-Metal-Band, mit schwerem Hand zur Neo-Klassik und zum Power-Metal, hat in den vergangenen Jahren einiges mitgemacht, aber immer wieder absolut geniale Musik produziert. Im Rahmen der aktuellen Veröffentlichung durfte ich mich via Zoom mit dem Sänger Joseph Michael treffen, welcher mit mir über Vergangenes, Aktuelles und Akutes plauderte.

Natürlich stellte ich mich wie gewohnt kurz vor, schoss aber auch im Anschluss direkt mit der ersten Frage los: „Ich habe ja schon auf einigen Seiten gelesen, dass das neue Album sozusagen eine Verarbeitung von Depression und Melancholie ist. Generell scheinen die letzten Jahre nicht gerade einfach gewesen zu sein. Also, was hat es mit dem Ganzen auf sich?“

„Also ich weiß ja nicht, wie viel du über die Probleme, die wir als Band zu bewältigen hatten, weißt. Im Allgemeinen war das letzte Album mit einigen Enttäuschungen verbunden. Wir haben sehr viel Zeit und Geld in das letzte Album gesteckt und haben John Schaffer engagiert als Produzent, oder Co-Produzent. Alles war wirklich gut und das Album schaffte es sogar in Deutschland auf Platz 20 in den Charts. Aber nachdem Corona unsere Tour-Pläne zerstörte und obendrein noch die Teilnahme von John am Sturm auf das amerikanische Kapitol nicht gerade hilfreich war, nahm das Ganze einen nicht gerade positiven Lauf. Beispielsweise mussten wir Johns Namen von einer großen Ladung Sticker entfernen, nur um ein kleines Beispiel zu nennen. So waren wir natürlich von der Sache enttäuscht und auch nicht gerade zufrieden mit dem Label. Schlussendlich haben wir uns dafür entschieden wieder auf eigenen Füßen zu stehen und selbst zu produzieren und ehrlich gesagt funktioniert es wirklich gut. Da du bei deiner Vorstellung erwähnt hast, dass du dich im Urheberrecht gut auskennst, weißt du ja, was da an Arbeit dahinter steckt. Großteils mache ich die Meldungen bzgl. Urheberrecht, kümmere mich um Vieles, was die Fans generell nicht interessiert, geschweige denn, dass sie davon wüssten, was da noch an Arbeit darin steckt.“ erklärte Joseph.

Fotocredit: Stephanie Cabral

Nachdem wir nun etwas geklärt hatten, warum das aktuelle Album inhaltlich eine gewisse Verarbeitung von den vorangegangenen Stresssituationen war, interessierte mich natürlich folgendes: „Wenn nun im Vorhinein so viele Probleme aufgetreten sind, wie war dann schlussendlich die Arbeit im Studio?“

Joseph antwortete wie aus der Kanone geschossen: „Also Studio-Zeit ist eigentlich immer die beste Zeit! Jake und Ich schreiben eigentlich alle Kompositionen. Wir schreiben einfach miteinander und senden uns unsere Entwürfe zu. Dann konkretisieren wir es, erstellen „Click-Tracks“ und so hat der Drummer direkt eine Möglichkeit, an der er sich anhalten kann, beziehungsweise eine Art Faden an der er sich orientieren kann. Das vereinfacht die Kommunikation wirklich sehr. So kann ich auch hinsichtlich der Gesangsrhythmen wesentlich besser erklären, dass ich beispielsweise einen 4/4 Takt über diese bestimmte Stelle singe, an welcher unser Drummer aber einen anderen Takt spielen soll. So verläuft dann die ganze Produktion eigentlich sehr entspannt und wir sind wie Kinder auf einem Spielplatz, welche Wein trinken und eine gute Zeit haben. Es macht einfach immer Spaß und wir sind meist 11–12 Stunden am Tag im Studio. Wir waren zum Beispiel knapp eine Woche in den Dog House Studios in L.A., ich glaube dort haben sie die Drums zu „Everlong“ von den Foo Fighters aufgenommen. Und dann waren wir auch in einer Kirche in der Nähe meiner Heimatstadt. Es war wirklich unglaublich. Wir hatten ja auch eine Film-Crew dabei und machten die Videos, die bisher veröffentlicht wurden. Es war einiges an Arbeit, aber es war aber auch ein großer Spaß.“

Es tat wirklich gut, einmal wieder einen Musiker über wirklich entspannte Studio-Zeit reden zu hören. Heutzutage ist die Branche sehr schnelllebig und dadurch die Studiozeit größtenteils auch sehr angespannt. Ich freute mich auf jeden Fall für Joseph, dass er so eine schöne Zeit verleben konnte und dazu noch etwas wirklich Feines geschaffen hat. Nachdem es bei mir schon Abends war, nippte ich von meinem Feierabendbier, woraufhin Joseph und ich kurz über Bier sprachen. Das Gespräch führte mich zu folgender Frage: „Wenn du singst, trinkst du dann kaltes Bier oder etwas Wärmeres?“

„Natürlich kaltes Bier! Der Wassergehalt hilft. Ich weiß nicht, woher diese Annahme gekommen ist, doch ich sehe viele Sänger warmen Tee oder Ähnliches vor der Performance trinken. Ich trinke nur Kaltes, denn wenn du Wein oder Whiskey vor dem Singen trinkst, dann ist das einfach nicht gut. Wenn ich jemanden etwas Warmes vor dem Konzert trinken sehe, dann frage ich mich, was die Person tut. Was passiert, wenn du etwas erhitzt? Du bekommst eine Entzündung, beziehungsweise zieht sich etwas zusammen. Wie soll dir das beim Singen helfen? Ich kenne viele Sänger, welche unterschiedliche Techniken verwenden und ich weiß nicht, wie stark der Placebo-Effekt dahinter steckt. Aber im Endeffekt hat jeder Sänger seine Methoden und es ist simpel wichtig, dass jene funktionieren.“ meinte Joseph.

„Also Studio-Zeit ist eigentlich immer die beste Zeit!“

Joseph Michael (WITHERFALL)

Ich konnte ihm diesbezüglich nur zustimmen und zum Abschluss hatte ich noch eine etwas lustigere Frage an Joseph: „Wie sehr nervt es dich schon, wenn ein Journalist oder Reporter dich bezüglich deiner Verwandtschaft zu DIO befragt?“

Joseph meinte: „Ach, es nervt mich nicht. Generell hat das ganze Thema angefangen, als ich noch in White Wizard war. Da hat das Label herausgefunden, dass es zwischen mir und DIO eine Verwandtschaft gibt und schrieb es in alle Pressemeldungen. In den alten Zeiten, als Ronnie schon krank war, habe ich ein „Heaven and Hell“ Cover gemacht, aber ich glaube, ich habe in meinem Leben genau zweimal mit DIO gesprochen. Ich war noch unglaublich jung, als DIO schon längst in den Olymp aufgestiegen war. Ich habe mit ihm ein- oder zweimal telefoniert und ich könnte mich nicht erinnern, einmal mit ihm von Angesicht zu Angesicht gesprochen zu haben. Die Fragen danach nerven mich nicht und es ist einfach cool, mit einer derartigen Berühmtheit verwandt zu sein. Das, was mich genervt hat war, als ich bei SANCTUARY einstieg, die Presse mich durchgehend an Warrel Dane gemessen hat, denn ich bin nicht Warrel Dane. Ich bin den Band beigetreten, weil meine Stimme auf gewisse Weise zu ihr passt. Ich liebe Warrel Dane, aber was das angeht bin ich einfach ich bei SANCTURARY“

Das ein derartiger Vergleich etwas nervig sein kann verstand ich sehr gut!

Bei so vielen Turbulenzen ist es wirklich sehr beeindruckend, dass die Band nun so ein massives Album veröffentlicht hat. Ich ziehe meinen Hut und bedanke mich bei Joseph Michael für das wirklich entspannte Interview. Ich freue mich schon darauf, die Band in Zukunft einmal live genießen zu dürfen. Wenn ihr noch genauer wissen wollt, was ich von dem Album halten, dann könnt ihr es –> hier nachlesen:

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