Interview mit Rüdiger „Rüde“ Linhof von SPORTFREUNDE STILLER

Gregor Eder

Von Gregor Eder

Wer in unseren Breitengraden noch nichts von Sportfreunde Stiller gehört hat, der muss in den vergangenen Jahren die deutsche Musiklandschaft gewaltig ignoriert haben! Aktuell sind die Herren Peter Brugger, Florian Weber und Rüdiger Linhof wieder auf Tour und zelebrieren das 20te Jubiläum ihrer Scheibe „Burli“, sowie das 2022 veröffentlichte Album „Jeder nur ein X“.

Im Rahmen dieses Jubiläums durfte ich mich zu einem kurzen Phoner-Interview mit Rüdiger Linhof einfinden. Kaum hatte ich den Anruf beantwortet, begrüßte mich Rüdiger und erzählte, dass die Band wohlbehalten in Hannover angekommen war, um dort an jenem Abend zu konzertieren (Nordevents war natürlich anschließend bei dem Konzert dabei, die Review könnt ihr –> hihttps://nordevents.net/bands/unvergesslicher-abend-mit-sportfreunde-stiller/er lesen.) Ich erklärte darauf, dass es mir eine Ehre sei kurz vor einem Konzert mit ihm plaudern zu dürfen und stellte nach einer kleinen Vorstellung meinerseits direkt die erste Frage: „Ihr seid ja nun wieder auf Tour und feiert das 20te Jubiläum des Albums „Burli“. Wie fühlt es sich für dich an, wenn du auf die letzten 20 Jahre zurückblickst?

„Es ist etwas lustig, denn die blaue Farbe des Tourplakats und dieses Lächeln von uns Dreien, während wir der Kamera entgegenlaufen, ist genau das Gefühl, welches beim Gedanken an das Album aufkommt. Jenes kommt auch auf, wenn wir miteinander spielen. Es ist das Gefühl und die Erinnerung an zwei Sommer-Zeiten, in welchen wir enorm viel unterwegs waren. Wir waren zwar davor schon viel unterwegs, doch nach dieser Scheibe hat es alles noch einmal getoppt. Es war sozusagen ein Rennen, bei welchem man fast keine Luft holen konnte.

Teilweise bin ich aufgewacht und wusste nicht, wo ich gerade bin, denn andauernd gab es einen Bus, ein Taxi oder einen Flieger zu erwischen. Es war einfach ein absolut wahnsinniger Sommer, der dabei herauskam. Vor 2007 waren wir ja schon sehr umtriebig, aber dass das Gesamte dann noch einmal so aufgegangen ist, war einfach lustig. Wir kamen uns teilweise vor wie in einer verrückten Fernsehsendung. Es war teils so absurd, dass ich oft glaubte die Leute sind gar nicht unseretwegen hier.

Jetzt wo wir das Album wieder spielen fühlt sich der Sound etwas „rougher“ an und es ist schön wieder etwas wilder zu spielen. Das Publikum tobt phasenweise und die Leute haben alle in großes Lächeln drauf. Einerseits sieht man da ein Stück Nostalgie in den Augen blitzen, aber schlussendlich auch die ehrliche Freude über die Party. Auch die Besucher sind total unterschiedlich, da von jungen Studenten bis zu alten Säcken wirklich alle zusammenkommen, feiern und schwitzen. Es ist einfach wirklich schön.“: erklärte Rüdiger.

Foto: © Nordevents

Da konnte ich nur zustimmen, denn jedes Konzert der Band, bei welchem ich dabei ein konnte, war ein wirklicher Genuss! Nachdem wir nun etwas über die aktuellen Konzerte gesprochen hatten fokussierte ich auf das letzte Album und fragte: „Ihr habt ja 2022 „Jeder nur ein X“ veröffentlicht. Diesbezüglich hätte mich interessiert, wie die Produktion bzw. das Songwriting aussah, da wir uns ja in diesem Jahr erst wieder halbwegs von der Pandemie erholt hatten?

„Also ich muss klar sagen, dass wir keine Musik machen können, wenn wir uns akut nicht so gut verstehen, deswegen haben wir ja auch eine etwas längere Pause gemacht. Als wir uns nach den ca. 3 Jahren wieder gesehen haben, war es so, dass wir verwundert waren, was in der vergangenen Zeit eigentlich war und so kamen wir wieder dazu, dass wir simpel eine gute Zeit miteinander hatten. Natürlich mussten wir uns wieder etwas annähern und bei jedem ist viel im Leben passiert, aber die Platte ist dann eigentlich recht „easy“ entstanden.

Gleichzeitig habe ich aber auch gemerkt, dass die Platten, die in einer Reibung entstanden sind und teils auch weh getan haben, wie zum Beispiel „Burli„, wiederum doch etwas stärker waren. Da habe ich das Gefühl, dass wir uns bei der neuen Platte noch etwas geschont haben, auch wenn es viele tolle Leider sind und wir eine wirklich gute Zeit hatten. Wir haben teils in Italien aufgenommen, im bayrischen Wald und auch in Wien.

Es war eine gute Zusammenarbeit und gleichzeitig auch ein einander Schonen und Zusammenfinden in dieser neuen Bandphase. Wir hatten viele Ideen, schrieben viel miteinander und jammten auch. Schlussendlich haben wir aber auch in eine Art Ungewissheit hinein geschrieben, da wir uns nicht sicher waren, ob die Leute uns überhaupt noch hören wollen.“ erklärte Rüdiger.

„Es ist etwas lustig, denn die blaue Farbe des Tourplakats und dieses Lächeln von uns Dreien, während wir der Kamera entgegenlaufen, ist genau das Gefühl, welches beim Gedanken an das Album aufkommt.“

Rüdiger Linhof (Sportfreunde Stiller)

Nach einer etwas längeren Pause ist die zuletzt genannte Sorge vollkommen verständlich, doch die aktuell laufende Tour zeigt, dass die Leute sehr wohl noch Lust auf Sportfreunde Stiller haben. Zum Abschluss unseres Interviews stellte ich eine Frage, welche ich in umgekehrter Weise schon Christina Stürmer bei unserem Interview gestellt hatte: „Ihr habt ja nun auch mit Christina Stürmer auf ihrem MTV Unplugged mitgespielt. Ich habe sie schon letztens gefragt, wie eure Kooperation so war. Jetzt möchte ich natürlich auch gerne von der anderen Seite hören, wie das Projekt wahrgenommen wurde?

„Christina ist einfach nur ein Schatz und total super! Es ist wirklich schön, mit ihr einmal etwas Musik gemacht zu haben. Meine Version der Sache ist, dass wir uns in der Arena in Wien im Backstageraum getroffen haben. Ich bin barfuß in den Raum gerumpelt, bekam einen Bass entgegengeworfen und dann haben wir losgelegt. Es ging wirklich schnell und die Zusammenarbeit war einfach sehr schön. Christina ist eine wirklich starke Sängerin und obendrein noch eine wirklich schöne Persönlichkeit. Ich verbringe sehr gerne mit ihr Zeit und der Song, den wir gemeinsam gemacht haben, hat ja auch eine ganz spezielle Geschichte, welche jeder Österreicher kennt. Es war jedenfalls eine schöne Begebenheit, sie unter diesen Umständen näher kennenzulernen.“ meinte Rüdiger.

Den Hinweis mit der Hintergrundgeschichte des Songs überlasse ich euch Lesern einmal als kleines Rätsel. Auf jeden Fall kann ich hier nur noch hinzufügen, dass Christina Stürmer nicht weniger positiv über die Zusammenkunft mit Sportfreunde Stiller gesprochen hat. Es ist immer wieder schön, wenn sich solche Musiker zusammenfinden und etwas Feines produzieren!

Zum Abschluss möchte ich mich bei Rüdiger für das entspannte Interview bedanken, noch einmal alles Gute zum Jubiläum wünschen und euch da draußen empfehlen, noch die restlichen Karten für die anstehenden Konzerte der Sportfreunde Stiller zu kaufen. Ihr könnt euch auf eine geballte Ladung an aufbauender Energie freuen!

Weitere Konzert-Review: –> Hamburg 2023

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