Interview mit Sam Harris von X AMBASSADORS

Gregor Eder

Von Gregor Eder

X Ambassadors haben sich vor einigen Jahren mit dem Hit „Renegade“ einen Namen in der Welt des Pop gemacht. Am 05.04.2024 erscheint ihr neues Album „Townie“ und über eben jenes durfte ich mit Sänger Sam Harris sprechen.

Der Titel des neuen Albums hängt sehr stark mit der Biografie der Musiker zusammen und im Album selbst wurden die Erfahrungen der Gebrüder Harris in ihrer Heimatstadt verarbeitet. Daher fragte ich direkt: „Was macht aus deiner Sicht einen „Townie“ aus?

„Ein „Townie“ wäre nach meiner Definition die in einer „College Stadt“ leben, aber nicht dort aufs College gehen. Als ich aufwuchs, sah ich mich selbst eher als „Hintergrundrauschen“ im Vergleich zu den College-Studenten. Die Personen kamen in die Stadt und verließen sie nach dem Studium wieder und die Stadt selbst lebte sehr stark davon. Unsere Stadt war sozusagen von den zwei Universitäten wirtschaftlich abhängig und daher lag der Fokus weniger auf den wirklichen Bewohnern der Stadt. Das machte ich als Kind einfach wahnsinnig, denn ich wollte im Mittelpunkt stehen, ich wollte, dass meine Stimme zählt und das ich wahrgenommen werde. Es war einfach schwer, in einem solch isolierten Platz aufzuwachsen. Heute hat sich meine Ansicht etwas gewandelt. Heute sehe ich mich selbst als „Townie“ und ich werde mich auch immer als eine Person sehen, welche ihre Wurzeln in solch einer Stadt hat und das im positiven Sinne. Die Menschen kommen und gehen, aber ich bin eben von dort und das gibt mir eine gewisse Sicherheit. Ich bin stolz ein „Townie“ zu sein und verurteile es nicht mehr, was mir wiederum einiges an Last von den Schultern genommen hat“ erklärte Sam.

Offizielles Pressefoto Universal

Als Person, welche ebenso in einer Kleinstadt nahe einer Schulstadt aufgewachsen ist, konnte ich Sam vollkommen verstehen. Das Bedürfnis aus den Zwängen auszubrechen, andererseits auch das wohlige Gefühl sich zu Hause zu fühlen. Diese Zwiespältigkeit brachte mich auch direkt zu meiner nächsten Frage: „Man kann also sagen, dass das Album nicht nur für die Townies ist, sondern auch ein persönlicher Einblick in das Leben eines Townies?“

Sam antwortete direkt: „Ja! Das ist sozusagen das Ziel. Mein Ziel ist es immer sehr tief in mich selbst zu gehen und etwas hervorzuholen, was verletzlich und persönlich ist, sodass auch möglicherweise der Hörer genau so etwas in sich selbst findet. Ich bin der Meinung, dass wir als Musiker allesamt irgendwo unsere Musik machen, um Verbindungen zu schaffen oder zu suchen. Natürlich sind viele Musiker aus verschiedensten Gründen in der Branche, aber im Kern glaube ich, suchen wir alle irgendwo eben auf eigenen Wegen eine Verbindung. Jedenfalls ist diese Motivation für mich die authentischste Form, um Musik zu machen.“

Einen derartig persönlichen Zugang zum Musizieren zu haben ist nicht jedermanns Sache, doch im Großen und Ganze ein doch nobler. Da wir schon beim Hintergrund des Songwritings waren, stellte ich folgende Frage: „Wie schreibst du eigentlich am liebsten deine Songs. Wo findest du meist Inspiration?

„Es ist wirklich komisch. Ich liebe es, mit einem Wort oder einem Titel zu starten. Mein Gehirn funktioniert anscheinend am besten mit Konzepten. Ich fange also meist mit einer Phrase an, wie zum Beispiel „Zoom-Meeting“ und schaue, was der Begriff für mich hergibt. Ich denke darüber nach, ob der Song dann mit der Monotonie eines „9to5“-Jobs und das Ausbrechen aus jenem, oder was auch immer mir in den Kopf kommt. Vielleicht ist es auch ein Song über wirklich schöne authentische Verbindungen, welche auf einen Zoom-Call reduziert werden. Es hängt immer davon ab, was ich mir akut anhand eines Begriffes vorstellen kann. Manchmal ist es aber auch komplett anders und ich komme direkt zu gewissen Liedzeilen. Wenn ich schreibe, kommen mir oft sehr „flüchtige“ Ideen und der Zustand in welchem mir jene kommen ist auch immer verschieden.“ erklärte Sam.

Ich erklärte im Anschluss an diese Aussage, dass mich das neue Album emotional etwas mehr gepackt hat als das vorherige und Sam meinte dazu: „Schön, dass es gut bei dir angekommen ist. Ich glaube, ich bin zwischen den zwei Alben als Songwriter sehr gewachsen. Covid hat hier natürlich eine Rolle gespielt, wenn auch für mich auf eine etwas komisch positive Art. Ich war zwar dazu gezwungen zu Hause zu sein und mehr selbst zu schreiben und nicht mit mehreren Personen. In der Zeit von 2020 bis 2023 glaube ich mich wirklich etwas weiterentwickelt zu haben und es macht einfach wirklich Spaß jetzt ein Album herauszubringen, auf welchem dieser Fortschritt hörbar ist.“

„Ich bin stolz ein „Townie“ zu sein und verurteile es nicht mehr, was mir wiederum einiges an Last von den Schultern genommen hat.“

Sam Harris (X AMBASSADORS)

Natürlich ist es schön, wenn man in seiner Arbeit einen gewissen Fortschritt sieht. Da Sam ja vermutlich nicht alleine Fortschritte gemacht hat, stellte ich folgende Frage die generelle Arbeit der Band betreffend: „Wie sieht es eigentlich aus, als Geschwisterpaar mit anderen Musiker zusammenzuarbeiten. Wie fügt sich Adam in euer familiäres Duo?

„Das ist eine gute Frage! Du darfst aber nicht auf Russ vergessen, welcher uns nun schon eine lange Zeit als Live-Musiker begleitet. Bei diesem Album war er auch mit uns im Studio. Aber Adam ist einfach ein technisch effizienter Mensch und sein Kopf funktioniert sehr mathematisch und analytisch, was wirklich eine große Bereicherung für uns ist. Ich bin nicht so analytisch und daher arbeiten wir sehr gut zusammen. Einerseits ist er, was Technik angeht ein absolutes Biest, andererseits ist er während unseren Shows der musikalische Direktor. Er geht sicher, dass alle Backingtracks funktionieren. Meist funktioniert es so, dass ich Ideen habe und sie mit ihm anschließend ausarbeite. Neben seinem bewundernswerten Drumkünsten ist er auch ein wirklich guter Produzent. Oft schickt er mir ein paar Beats, die er erstellt hat und ich schreibe dann etwas dazu. Wenn wir alle gemeinsam im Studio sind, ist es größtenteils wirklich schön. Ich hatte noch nie das Gefühl, dass mir irgendeiner meiner Kollegen um meine Position in der Band neidisch wäre. So habe ich künstlerisch gesehen meine komplette Freiheit. Wir schränken einander eigentlich nicht ein, sondern ergänzen uns auf eine wunderbare Art und Weise. Es hat einfach bisher einfach bestens funktioniert. Mit Russ, dem Gitarrenmagier, war es natürlich eine neue Erfahrung, aber es fühlt sich schon fast an, als hätten wir mit dem neuen Album eine neue Band erschaffen. Im Großen und Ganzen haben wir uns einfach sehr gut zusammengefunden.“ erklärte Sam.

Sam und ich plauderten noch etwas darüber, wie wichtig die Harmonie in einer Band ist, um auch etwas Harmonisches auf ein Album zaubern zu können, bis unsere Interviewzeit leider vorüber war.

Wie gewohnt möchte ich mich abschließend noch bei meinem Interviewpartner Sam Harris für das interessante Gespräch bedanken. Falls ihr nun am neuen Album interessiert seid, dann könnt ihr hier noch meine –> Rezension dazu lesen.

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