Interview mit Sebastian Sievers von Montreal

Gregor Eder

Von Gregor Eder

Anläßlich des am April 2024 erscheinenden, neuen Studioalbum „Am Achteck Nichts Neues“ der Hamburger Punk-Rock-Band Montreal hatte ich die Möglichkeit ein paar Fragen an den Sänger und Bassisten Sebastian Sievers, „Hirsch“, zu richten.

Fotocredit: Ania Sudbin

Nach zwei Dekaden an musikalischer Arbeit würde ich natürlich gerne wissen, was aus Sicht der Band absolute Höhepunkte in der Bandgeschichte waren?

Sebastian: Das sind viele eher so kleine Meilensteinchen, würd ich sagen:Das erste eigene Clubkonzert damals, die Supporttour mit der Bloodhound Gang 2006 hat uns sicher sehr viel gebracht, 2012 die erste Platte übers eigene Label war sehr wichtig für uns, die Konzerte 2016 in Äthiopien waren auch super spannend, ich glaube 2017 zum ersten mal Hurricane spielen, aber wir sind auch unendlich dankbar dafür, dass wir jedes Jahr die Hamburger Markthalle 2 mal voll bekommen, das bedeutet uns schon viel.

Im Presseschreiben wird erwähnt, dass „Am Achteck nichts Neues“ neue Seiten der Band zeigt und persönlicher denn je ist. Ich sehe/höre zwar Neues und Persönliches am Album, doch es würde mich sehr interessieren was ihr selbst als persönlicher und neuer an den Songs erachtet ?

Sebastian: Unsere Texte sind fast immer ein Mix aus Fiktion und Geschichten aus dem eigenen Umfeld – diesmal ist der Anteil der eigenen Geschichten irgendwie höher ausgefallen. Lieder wie „Eine andere Stadt„, „Was ich bin„, „Club100„, „Bis in den Morgen„, „Fomo sapiens„, „Straßen von Oberhausen“ und auch der Titeltrack sind viel näher an uns dran, als die Lieder der ersten Alben es waren.

Nachdem in das neue Album satte 2 Jahre an Arbeit hineingeflossen sind, würde ich gerne wissen ob die Jahre eher mit Songwriting oder im Studio verbracht wurden? Habt ihr länger am Material gefeilt bevor ihr ins Studio gegangen seid, oder habt ihr mehr Zeit im Studio verbracht und dort technisch herumgefeilt?

Sebastian: Vor allem der Songwriting- und Vorproduktions-Prozess war länger. Bevor wir ins Studio sind haben wir alle Lieder sehr lange und gründlich durchgekaut und zum Teil auch noch mehrfach komplett neu angesetzt. Die Zeit im Studio selbst war dann glaub ich nicht viel länger. Wir haben aber diesmal auch in zwei Blöcken aufgenommen, also einmal 5 Lieder und einmal 8, das war ganz angenehm, nicht 13 in einem Rutsch machen zu müssen – so konnten wir uns mehr auf die einzelnen Lieder konzentrieren.

Es wurde ja angekündigt, dass ihr bzgl. der Albumkampagne ein paar Überraschungen in petto habt. Darf man schon einen kleinen Tipp hinsichtlich dieser Überraschungen erfragen?

Sebastian: Kurz nach Erscheinen des Albums spielen wir im Mai eine kurze Tour durch kleine Clubs, bei denen wir neben vielen Alten Liedern auch schon erste neue ausprobieren wollen. Auf dieser Tour werden wir nachmittags vor Einlass draußen ein kleines „Achteck“ stehen haben und da bei Musik selbst unser eigenes Bier „Mauritsbräu“ ausschenken – gebraut von unserem alten Schulfreund und Mrcher Mo, darauf freuen wir uns sehr!

Mit „Straßen von Oberhausen“ habt ihr ein wirklich schönes Monument für Blubbi geschaffen. Wie sah der Entstehungsprozess dieser Nummer aus? Ich kann mir vorstellen, dass es emotional gesehen keine einfache Angelegenheit war.

Sebastian: Stimmt, so persönliche und traurige Lieder wie auch schon „Danke für die Nase“ sind nicht ganz einfach. Es war uns in der Phase irgendwie ein Bedürfnis den Tag von Blubbis Beerdigung zu vertonen, weil das schon ein sehr spezielles Erlebnis war. Das ist auch alles 1:1 so passiert wie im Lied und wir waren uns erst nicht sicher, ob das für Familie und den engen Freundeskreis dann auch ok so ist und haben schon früh eine Demo-Version nach Oberhausen geschickt, erst als da alle gesagt haben: „Ja, finden wir toll, macht das sehr gern“, haben wir es dann auch für´s Album aufgenommen.

Wie kam es zur Kooperation mit Sebastian Madsen und wie sah die gemeinsame Arbeit an „Mein Korn“ genauer aus?

Wir kennen uns schon lange, zeigen uns immer wieder mal gegenseitig neue Lieder/Demos und wollten auch schon lange mal was zusammen schreiben. Als wir dann diesen Text hatten und diesen aber irgendwie nicht musikalisch eingefangen bekommen haben, sind wir auf Sebastian gekommen. Wir haben ihm den Text geschickt, er hat binnen Minuten eine erste Skizze am Klavier zurückgeschickt und dann haben wir uns zwei Tage bei ihm getroffen und das zusammen fertig gebaut. Sogar so gründlich, dass einige Spuren von den Demoaufnahmen bei ihm noch auf der Albumversion gelandet sind.

Was waren die schönsten oder lustigsten Momenten bei den Konzerten mit WIZO ?

Sebastian: Die ganze Tour war einfach ein Traum: Wir haben die Band mit 15 schon gehört, sind damals sehr weit gefahren, um die live sehen zu können und sind einfach Fans. Allein, die jetzt neunmal hintereinander live sehen zu können war schon super, dass Band und Crew dann auch menschlich noch total super waren und wir so auch als Band eine traumhafte Zeit hatten, war dann nochmal das Sahnehäubchen. Die drei haben uns jeden Abend zuckersüß anmoderiert und haben die Leute teilweise erstmal aus dem Foyer in den Saal getrieben, bevor es losging – wir haben noch nie erlebt, dass eine Hauptband den Support dermaßen unterstützt hat. Riesenrespekt!

Worauf freut ihr euch schon am meisten bezüglich der schon ausverkauften Tour ?

Einfach wieder vier Tage am Stück mit allen auf dem Bus zu sein und in kleinen, heißen Clubs mit den Leuten zu feiern – unsere letzten eigenen Konzerte sind dann 5 Monate her, das fehlt uns doch schon. Und natürlich sind wir gespannt, welche neuen Lieder wie gut beim Publikum ankommen.

Ich danke für die Beantwortung der Fragen. Wer wissen möchte, was ich von dem neuen Album „Am Achteck Nichts Neues“ halte, kann hier meine –> Rezension lesen.

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