Irish Heartbeat in Cuxhaven

Wolfgang Karg

Cuxhaven, 13.03.2025 – „Irish Heartbeat“ ist eine Tour, die die Hand am Puls der irischen Musikszene hat und gastierte auch in diesem Jahr wieder in der bis auf den letzten Platz ausverkauften Hapag-Halle. Seit über 20 Jahren gibt in Cuxhaven Irish Folk live zu erleben, der Jazz und Folk Cuxhaven e.V. hat es wieder möglich gemacht.

Die Besucher:innen durften sich wie immer auf drei Bands freuen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zusammengestellt und moderiert wurden sie wieder von Petr Pandula mit seinem grünen Kleeblattanzug (grün ist die Farbe der Verbundenheit zu Irland) in amüsanter Weise durch das Programm. Er betonte, dass in diesem Jahr der Veranstalter keine Tischtücher aufgezogen hat, die die Besucher am Ende der Veranstlatung sowieso auf den Tischen tanzen würden, insbesondere bei der diesjährigen letzten Gruppe im Programm, bei der es etwas lauter werden soll.


CUA

Eine gute Band erkennt man oft daran, dass man sich schwertut, sie in eine Schublade einzuordnen. Weil sie neue Wege geht und kreativ ist, entsteht ein frischer Sound, der sich einer Klassifizierung entzieht. CUA starteten den Konzertabend und waren nicht nur optisch, sondern auch akustisch auffällig. Ihre Mitglieder John Davidson, Shane Booth und Ros O‘Meara – zwei Iren und ein Schotte – brachten unterschiedliche Instrumente und Hintergründe mit, eine vielfältige Mischung aus irischen und schottischen Folk-Klängen, angereichert mit Blues, Bluegrass und Americana. Meisterlich gespielt auf Fiddle, Gitarre, Bouzouki und Percussion.
Besonders hervorzuheben war aber der dreistimmige Gesang, der in der Qualität Crosby, Stills, Nash & Young, der irischen Kult-A-cappella-Gruppe „The Voice Squad“ oder den schottischen „The MacCalmans“ ebenbürtig ist. Auch gab es ein besonderes Cover von „Let it be“ von The Beatles.

© NordeventsCUA


RÉALTA

Réalta, das gälische Wort für „Stern“, ist der Name dieses Quintetts, das 2012 in Belfast gegründet wurde. Die Formation hat bereits drei Alben veröffentlicht und ist um die Welt getourt. Ihr drittes Studioalbum „Thing Of The Earth“ wurde allgemein gefeiert. Das Alleinstellungsmerkmal des Réalta-Klangs sind zwei irische Uilleann Pipes (Dudelsäcke), die von Conor Lamb und vom Bretonen Loïc Bléjean meisterlich gespielt wurden. Im Vergleich zum schottischen Dudelsack hat der irische eine ganze Oktave mehr und einen sanfteren Klang.
Sängerin und Gitarristin Deirdre Galway brachte mit ihrer lyrischen Stimme die sanfteren Traditionals zur Geltung, während Myles McCormack mehr für die energiegeladenen Songs zuständig. Mit seinem Wechselspiel zwischen Gitarre und Mandoline überzeugte er. An der irischen Bodhrán (Rahmentrommel) groovte Dermot Moynagh bei Songs wie „Black Dog„, einem Dylan-Cover von „The Times They Are a-Changin‘“ oder Lieder aus den letzten Jahrhunderten.

© NordeventsRéalta

In der zweiten Umbauphase gab es dann eine Zollkontrolle, bei der die anwesenden Angestellten kontrolliert wurden. Etwas unglücklich, denn gerade in der Pause floriert der Getränkeverkauf. Nach einiger Verzögerung kam dann die dritte Band auf die Bühne.


THE OUTCAST CREW

Mit „Wir waren früher doch alle mal Punks, back to the roots!“ kündigte Petr die nächste Band an. Die Anzahl irischer Bands des authentischen Folkpunk wird nach dem Tod des legendären Frontmanns der Pogues, Shane McGowan, immer kleiner, da der exzessive Lebensstil, der meist mit dieser Musik einhergeht, seine Spuren hinterlässt.


The Outcast Crew beweist, dass dieser Stil noch lebt und begeistert. Der Name der sechsköpfigen Trad-Punk-Band aus Laois in den irischen Midlands ist hintersinnig. Sie stehen nicht auf der Sonnen- sondern auf der Schattenseite des Lebens. Aber die Band ist stolz drauf, selbstbewusst, denn sie hat eine eigene Kultur. Diese „Working Class Heroes“ standen nun zum ersten Mal auch mit Liedern ihres Albums „Myths & Yarns“ auf einer internationalen Bühne, den Fiddle-Spieler kannte man schon aus der ersten heute auftretenden Band.
Das Quintett heizte mit seiner Mischung aus Folk, Rock, Ska und Punk gehörig ein. Schlagzeug und E-Bass untermalten die pulsierenden Rhythmen, kombiniert mit den Klängen von Fiddle, Akkordeon und Gitarre und Gesang. Der Sänger und Gitarrist Brian O’Mahoney sieht nicht nur wie ein Raubein aus, sondern klingt mit seiner Reibeisenstimme auch so. Man hörte Einflüsse des klassischen Punks der 70er Jahre (The Clash, Stiff Little Fingers, Sex Pistols), die sich perfekt mit den eher keltischen Einflüssen von The Pogues und The Dubliners vermischten. Und so gab es auch noch eine Zugabe. Die „Godfathers of punky Folk“ war die ideale Besetzung als letzte Band des Abends, auch wenn es dann doch nicht so richtig Punk war, denn der besteht lediglich nur aus 3 Akkorden.

© NordeventsThe Outcast Crew und Finale

Finale

Am Ende gab es wieder eine gemeinsame Session aller drei Gruppen. Da hielt es das Publikum bereits nicht mehr auf den Sitzen, trotz enger Bestuhlung wurde getanzt und es gab gebührenden Applaus. Petr Pandula betonte, dass er 37 Jahre auf Tour ist und noch nie eine Zollkontrolle erlebt hat. Nach gut 3,5 Stunden inklusive 2 Umbauphasen war ein irischer Abend zu Ende. „Irish Heartbeat“ wird es in Cuxhaven wieder am 15. März 2025 geben. Petr hat den Zoll für diesen Termin wieder eingeladen.

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