Wanhöden, 19.06.2024 – Auf dem Deichbrand gibt es einen riesigen XXL Pool mit Beach Area plus Flunkyball Arena, ein Riesenrad, diverse Workshops, eine Action World, Helikopter-Rundflüge und eine Ruhe-Oase mit Awareness-Point.
Neben dem normalen Camping, dem umweltfreundlicheren (und geräuschärmeren) Green Camping und Wohnmobilstellplätzen mit oder ohne Strom gibt es auch ein Comfort Village, in dem Besucher in Iglus, Luftzelten, Holzhütten oder Tipis unterkommen können. Wer nicht auf Wohnkomfort verzichten möchte, kann mit festen Sanitäreinlagen und voll ausgestatteten Zelten etwas Luxus inmitten des Festivaltrubels genießen. Barrierefrei wird es im „Special Needs Camp“, aber auch auf dem Festivalgelände werden Rampen und Toiletten für Personen mit besonderen Anforderungen geboten.
Kein Deichbrand-Livestream 2024
Entgegen früheren Meldungen werden bei O2 dürft keine ausgewählten Auftritte vom Deichbrand als Livestream ausgestrahlt. Wer nicht live dabei ist, schaut dieses Jahr leider in die Röhre.
Der neue Superstore
Nachdem Aldi Nord die Kooperation mit Deichbrand aufgekündigt hat, ist ein eigener Einkaufsmarkt von Deichbrand aufgebaut worden. Der Einkaufsmarkt ist von Mittwoch bis Sonntag täglich von 08:00 – 22:00 Uhr geöffnet. 150 Produkte sind auf 1600 Quadratmetern erhältlich. Neben einem Backshop gibt es auch ein Kühlhaus für kalte Getränke. An zwölf Kassen (zwei akzeptieren auch Bargeld), mit Karte gezahlt und Pfandflaschen können abgegeben werden. Insgesamt 250 Personen / Crew sind für den reibungslosen Ablauf eingesetzt worden. Leider sind die Preise deutlich höher als beim Discounter. Und aufgrund einer weltweiten IT- Störung konnten Lieferketten nicht eingehalten werden und sorgte teilweise für leere Regale.
© Nordevents (Antje und Wolfgang Karg) – Impressionen
Um 13:00 Uhr wurden bereits die Turntables im Electric Island mit Susi & Paula, dem DJ-Duo aus Hamburg, angeschmissen. Die Lokalmatadoren von Raum27 starteten die Gigs auf der Waterstage. Nachdem sie auf dem Campingplatz beim Deichbrand vor einigen Jahren entdeckt wurden, stehen sie nun auf der zweitgrößten Bühne vom Deichbrand. So kann es gehen. Die beiden großen Bühnen werden im Wechsel bespielt und so eroberte die charismatischen Punkrocker von Betontod die Fire Stage, das Bühnenbild zeigte eine Straßenkampfszene. Die Band bewies nicht nur mit neuen Songs ihres neuen, dreizehnten Studioalbum „Zeig dich!„, dass sie nicht nur auf Platte, sondern auch live auf der Bühne begeistern können – energetische Performance, eingängige Melodien und unverkennbare Texte.
Die Alternative-Rock-Band Donots um die Gründungsmitglieder Ingo und Guido Knollmann, zuständig für Gesang und Gitarre,sorgten auch zu ihrem 30. Band-Geburtstag wieder für ausgelassene Stimmung. Auf Gassenhauer wie „So long“, „Letzte Runde“, Calling“, „Stop the clocks“ oder „Augen sehen“ muss niemand verzichten. Immer wieder forderte Ingo die Crowd auf zu Hüpfen und Staub aufzuwirbeln. „Ich seid noch zu sauber für Tokio Hotel!“ rief er. Zuvor spielten sie noch als „Secret Gig“ auf der Jever Hafenbarbühne.
Nina Katrin Kaiser, geboren in Wedel bei Hamburg, besser bekannt als Nina Chuba, hatte viele Fans vor ihrer Stage versammelt. Ein Meer aus Smartphones erwartete ihren Auftritt. Sie freute sich nach zwei Jahren wieder beim Deichbrand zu sein.
© Nordevents (Antje und Wolfgang Karg) – Rogers, Betontod, Il Civetto und Donots
Gab es wieder eine Technik-Panne beim Tokio Hotel Auftritt?
Ihren letzten Auftritt bei Deichbrand 2023 konnten Bill, Tom, Georg und Gustav von Tokio Hotel nicht wie geplant zu Ende führen, das holen sie in diesem Jahr nach. Nach einigen Liedern im letzten Jahr kam der abrupte Abbruch – technische Probleme. Trotz halbstündigem Warten ging der Gig nicht wie gewohnt weiter und man entschuldigte sich. Tom spielte auf der Akustikgitarre und Bill sang dazu. Dann war Schluss. Unser Post im letzten Jahr über den Ausfall ging mit über 2,5 Millionen Aufrufen viral und es gab viel Kritik.
Der umstrittenste Act des diesjährigen Festivals begann um 20:00 Uhr. Ohne Pressefotografen, die hatten die Zwillinge von vornherein ausgeschlossen, um Kritiken zu vermeiden. Immer wieder hörte man auch Sticheleien der Musikerkollegen. So musste Bill in seinem knappen Leder- oder Glitzerkugeloutfit ohne Fotografen auftreten – Bill, wir haben heute leider kein Foto für dich. Und von Heidi sowieso nicht -im gegensatz zum letzten Jahr war sie dieses Mal nicht dabei.
Auch Rapper Cro – der Mann hinter der Pandamaske – ist Wiederholungstäter beim Deichbrand. ER schloss sich an. Niemand sollte unter seine Maske fotografieren.
Weltweite IT-Panne behindert auch Deichbrand
Hip-Hop-, RnB- und Dancehall-Sänger Stefan Richter, besser bekannt als Trettmann machte auf der Water Stage das Licht aus. Er wuchs in dem größten Neubaugebiet der DDR in Chemnitz auf. Er begann, Partys zu veranstalten, zog nach Leipzig, um sein eigenes Soundsystem zu gründen und schließlich auf Deutsch zu singen. Mit der Veröffentlichung eines zweiten Albums „#DIY“ kam dann sein großer Durchbruch.
Die lustige Combo aus dem Reeperbahn-Viertel Sankt Pauli Le Fly spielten in diesem Jahr nicht mehr auf eine der großen Bühnen, sondern im Palastzelt. Ihre Eigenwerbung im PR-Text spricht von „die derbsten Konzert-Zerleger unter den zeitgenössischen deutschen Live-Bands“. Da können wir nur zustimmen.
Davor gab es die Berliner Musikgruppe Il Cicetto. Die Band lässt sich in keine Schublade stecken. Global Pop beschreibt am besten ihren Musikstil. Ein Mix aus Balkanmusik, Folk und Swing. Es geht um Liebe, Hoffnung, Solidarität – und um strahlende Melodien, die einfach glücklich machen. Die leidenschaftliche Stimme des Sängers Leon Keiditsch transportiert eine Sehnsucht, in der Euphorie und zugleich Fernweh zu spüren ist.
Die Songs von Singer-Songwriter und Gießener Politikstudent Milleniumkid –bürgerlich Yasin Sert – aus Gießen werden täglich hunderttausendmal gestreamt. Als erster Song schaffte es „Wilde Herzen“ in die Spotify-Playlist, seine Single „Unendlichkeit“ hat mittlerweile über sieben Millionen Abrufe. Nach einem Label-Vertrag bei der Warner Music Group wurde aus dem Studenten ein Vollzeitmusiker. Wegen einer weltweiten IT-Panne hatte seine Band den Flieger aus der Schweiz nicht bekommen und so musste er alleine auftreten. Auch die Band BigSpecial konnte – wer ahnt es jetzt nicht- wegen Flugverzögerungen durch die IT-Panne ihren Auftritt nicht rechtzeitig beginnen und bekamen einen späteren Slot.
Punk-Band Die Kassierer, deren Mitglieder größtenteils aus Bochum stammen oder dort aufgewachsen sind, feiern im nächsten Jahr ihr 40-jähriges Band-Jubiläum. Sie stellten sich an diesem Abend als „Tokio Hotel aus Wattenscheid“ vor. Trotz vieler eigenwilliger Texte sind sie laut eigenen Angaben nie auf dem Index gelandet. Wer Kassierer sagt, meint Wolfgang „Wölfi“ Wendland. Nun gibt es aber einen Sängerwechsel: Christoph Halbe nach und nach Wendland als Sänger der Kassierer ablösen. An diesem Tag waren aber Beide auf der Bühne. Und immer schwebte die Frage im Raum, wann ziehen sie sich aus? Der „Ansager“ der Band kam jedenfalls schon mal in Polizeijacke und unten herum nackt. Und schlüpfrige Texte gab es genug.
© Nordevents (Antje und Wolfgang Karg) – Le Fly, Nina Chuba, Milleniumkid, Die Kassierer und Culcha Candela
Palastzelt wegen Überfüllung geschlossen
Die Hip-Hop- und Reggae-Band Culcha Candela aus Berlin ist inzwischen auch schon 22 Jahre im Musikbusiness. Nach insgesamt mehr als fünf Millionen verkauften Tonträgern, knapp 35 Edelmetall-Awards & über 1.500 Live-Shows erfinden sich die drei Berliner Jungs zwar nicht mehr neu, aber das müssen sie auch gar nicht. Ob echte Club-Banger oder Hits mit Humor und Haltung: Die Multi-Kulti-Band weiß, was sie tut und hatte eine ganze Gruppe Tänzerinnen mitgebracht. Etwas unverständlich, warum man eine solche Band – wie auch Rogers- im Palastzelt spielen lässt. Viele Besucher beschwerten sich über den Einlassstop wegen Überfüllung, das Zelt war mit 6000 Zuschauern voll. Das erhöhte Friendshippodest musste gesperrt werden, weil zuviele Leute hineindrängten und durch das Tanzen das Podest drohte instabil zu werden. In Social Media gibt es Aufrufe, die Band in 2025 erneut auftreten zu lassen – auf einer der großen Bühnen. Wir meinen, das wäre „Hamma!“
Adrian Julius Tillmann, deutscher Schauspieler („Biohackers”) und Musiker Ritter Lean war schon beim Hurricane zu Gast, seinen Freund Ski Aggu hatte er aber nicht mitgebracht. Das Kollektiv King Kong Kicks beendete den Abend im Palastzelt.
Auf der Jever Hafenbar Stage spielten die vier Düsseldorfer Jungs von Rogers und die junge Punkband Focus, die auch schon Support für Rogers war. Nicht zu verwechseln mit der niederländische Progressive-Rock-Band Focus.
Headliner des Tages waren King of Leon
Neu auf dem Festival-Line-up ist die US-amerikanische Rockband Kings of Leon, sie sind Headliner des Tages. Die Brüder Caleb, Jared und Nathan Followill sowie deren Cousin Matthew Followill hatten genug Hits aus ihren mittlerweile 9 Studioalbum dabei. Das letzte hatten sie im Mai dieses Jahres veröffentlicht (unsere → Rezension) und hatten eine ganz andere Facette von sich gezeigt, sie näherten sich dem Post-Punk.
Mit vier Grammys wurde die US-Rockband seit ihrer Gründung vor 25 Jahren ausgezeichnet. Die drei Brüder sangen im Kirchenorchester und ihr Vater war Wanderprediger, kein Wunder also, dass ihre Lieder auch kirchliche Texte beinhalten.
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